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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Haendcke, Berthold: Der italienische Einfluss in der deutschen Malerei: von etwa 1340 bis etwa 1440
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0120

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Nr. 6.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

105

Abb. 5. Altar aus Seligenstadt, linker Flügel, Innenseite. Darmstadt, Museum. (Aus Back, Mittelrhein. Malerei.)

betonten dickwollenen Mantelmode Unterstützung. Genügend Gründe, um eine
ähnlich geartete künstlerische Auffassung überall und mehr oder weniger unab-
hängig voneinander entstehen und werden zu lassen. In Italien blieb, nebenbei
bemerkt, durch die ganze zweite Hälfte des XIV. Jahrh. ständig die schlanke Figur
und die schmalfaltig fallende Gewandung, das Ideal, von dem erst Ghiberti, unter
nordischem Einfluß, sich befreite.

Gehe ich in den Norden unseres Vaterlandes, so finde ich in der sundisch-
lübischen Malerei, die soeben Paul bearbeitet hat, Kenntnis der französischen
Miniaturmalerei. In Meister Bertram erkenne ich einen wesentlich vom Zeit-
geschmack getragenen Künstler, dessen großköpfige Typenbildung schon allein
eine Anlehnung an Böhmen untersagt. Inwieweit er vom Hörensagen oder aus erster
Ausbildung die westfälisch-rheinische Schule gekannt haben kann, braucht hier
nicht erörtert zu werden. Francke hat, namentlich in seinen Frauentypen, irgend-
wann und irgendwo einmal kölnische Bilder kennen gelernt und sie in seine der-
bere, temperamentvollere Auffassung übersetzt. Kehren wir an den Rhein, jetzt
nach Köln zurück, so ist sowohl der Meister der Chorschranken wie der Klaren-
Altarmaler von nordfranzösischen bzw. lothringischen Erinnerungsbildern erfüllt.
Haseloffs (zu Johann von Valkenburg) und Wittes Meinung über den französi-
schen Einfluß in Köln scheint mir im Kerne die richtigste zu sein. Ich möchte
darauf hinweisen, daß die in französischen Miniaturen und in diesen kölnischen
Bildern vorkommende so merkwürdige Umrahmung des Mundes mit den auf-
geworfenen Lippen sich vorgebildet findet in Bildwerken von Amiens. Wie man
 
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