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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Schneider, Franz: Dorfkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0167

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Nr. 8/9.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

149

Abb. 24. Kirche in Lauenftein im Franken« ald von der Burg aus gesehen. Aus „Das deutfche Dorf" Süd-
deutfchland. Verlag R. Piper u. Co., München.

hier abgebildeten Kirchen beweisen, von denen noch viele den ersten Putz haben.
Die Verblendung der Außenflächen mit guten Hausteinquadern ist zwar unbe-
grenzt haltbar, ruft aber eine mehr monumentale als dörfisch-bürgerliche Wirkung
hervor und ist für ländliche Verhältnisse in den meisten Fällen zu teuer, namentlich,
wenn die Durchführung des ganzen Baues diesem Materialaufwand entsprechen
soll, zudem fehlt dem Quaderbau die für ländliche Bauten typische helleuchtende
Farbe, welche in Verbindung mit den dunklen Fenster- und Dachflächen und dem
Grün der Landschaft einen reizvollen Anblick gewährt. Es kann nicht genug
gewarnt werden vor der Verblendung der Flächen mit rohen rauhbossier-
t e n Quadern, eine heute in manchen Gegenden leider ebenso beliebte als ver-
werfliche Manier. Unerläßliches Vorbedingnis für eine gute architektonische Wir-
kung sind ruhige Flächenbehandlung, damit sich die mit Verständnis
entworfenen, wenn auch noch so bescheidenen Architekturghederungen, wie
Gurten, Fenster- und Türgewände u. a. vorteilhaft abheben; hiervon kann bei
einem Wirrwarr, wie er durch unregelmäßig verlaufende breite Fugen zwischen
rohen aufdringlichen Steinquadern hervorgerufen wird, nicht die Rede sein. Diese
Art der Flächenbehandlung ist wohl bei Festungs- und Brückenbauten, Viadukten,
Talsperren und ähnlichem angebracht, wobei sie ganz im Einklang steht mit dem
Zweck dieser Bauwerke, an die man keine architektonischen Anforderungen im
Sinne eines Kirchenbaues stellt, sondern, gute Proportionierung vorausgesetzt in
erster Linie einen trotzigen bzw. ihrer starken Beanspruchung entsprechenden
angemessenen stabilen Eindruck machen müssen.
 
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