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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Creutz, Max: Das Kreuz der Grafen von Isenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0175

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156

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 10.

seite kniet in ähnlicher Haltung Henricus Herr von Isenburg, ein jugendlicher
Ritter, mit langem Haar, in Kettenpanzer und langem, hell und schwarz gestreiftem
Mantel. Zwischen beiden sind zwei Rundmedaillons mit Wappenschildern,
schwarz und silber gestreift in grünen Blättern, angebracht.

Nach einer Mitteilung des Königlichen Staatsarchivs zu Koblenz erscheint im
Jahre 1297 in einer Urkunde ein Heinrich von Heimbach und sein Kaplan als
Zeuge, während vier Herren aus verschiedenen Linien des Isenburgischen Ge-
schlechtes siegeln (Mittelrheimsche Regesten IV, 2657).
Ein Heinrich wird auch sonst für das XIV. Jahrh. als
Pfarrer in Heimbach genannt (De Lorenzi, Beiträge zur
Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diözese Trier,
1887, II, S.500).

Für den Ursprungsort des Kreuzes weist vieles auf
Köln. Dorthin zogen die Isenburger starke verwandt-
schaftliche Beziehungen. Die Mutter des dargestellten
Ritters Henricus war die Schwester des Erzbischofs
Konrad von Hochstaden; sein Bruder war im Jahre 1246
Propst zu Köln an der Kirche S. Mariae ad Gradus. In
einer Urkunde des Jahres 1266 tritt er zusammen mit
dem Propst Werner von St. Gereon zu Köln als
Schiedsrichter auf; es lag also nahe für ihn, bei der
Herstellung des Kreuzes an Köln zu denken, wo 1248
sein Onkel Konrad von Hochstaden den Grundstein
zum Bau des Domes gelegt hatte, und wo die gewaltige
Bewegung der Gotik einsetzte. Unter dem Einflüsse der
französischen Kunst muß hier eine Schule für Email-
kunst bestanden haben. Denn wenn irgendwo, so waren
in Köln die Traditionen des romanischen Gruben-
schmelzes lebendig. Verschiedene Denkmäler der trans-
luziden Emails sind stilistisch nur durch den Kölner
Kunstkreis erklärbar. Das Grachter Emailaltärchen,
das mit unserem Kreuze überaus verwandt, nur gröber
in der Durchführung ist, weist in verschiedenen Merk-
malen auf Köln als Ursprungsort; in gleicher Weise
wie ein Kelch und verschiedene wertvolle Fragmente
der Sammlung Schnütgen. Eine Silberschmelzplatte
im South Kensington-Museum zu London mit Dar-
stellung der Madonna gehört eng zusammen mit einem
Kodex der Kölner Dombibhothek, dessen Darstellungen sogar mit den Kölner
Kronen verziert sind. Damit wird das Kreuz der Grafen von Isenburg zu einem
wertvollen Denkmale rheinischen Ursprungs, zugleich durch den Zusammenhang
mit einem der ältesten Dynastengeschlechter des Landes zu einem wichtigen Doku-
ment der rheinischen Geschichte.

Die Ruine des Schlosses Isenburg liegt heute noch auf einem felsigen Berge,
der von allen Seiten von anderen sehr hohen Bergen umgeben ist. In der Tiefe
liegt der Flecken Isenburg in der Gestalt eines Kranzes, welcher das Tal Isenburg
genannt wird. In der Geschichte des Geschlechtes heißt es weiter: ,,Da nun das

Abb. 2.

Abb. 3.
 
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