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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0199

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Nr.ll/12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

179

Abb. 4 Burg Nideggen, Bergfried, 1. G.

ähnliche Chorerweiterung zeigt die Burg
Sonnenberg. (Vgl. Bau- und Kunst-
denkmäler Hessen-Nassau, Kreis Wiesbaden.)
Von ganz unregelmäßiger Anlage ist die
im Jahre 1437 erbaute St. -Markus-
Kap e 11 e im Kaiser-Heinrich-Turm der
Marksburg am Rhein. Sie ist auf fünf-
seitigem Grundriß angelegt und vermittelt
die Verbindung zwischen Palas und Wehr-
gang. Auch hier sind die Treppenläufe in
der Mauerstärke ausgespart3. Eine überaus
reiche Ausbildung in spätgotischer Zeit hat
die stattliche, etwa 140 qm große Turm-
kapelle der Albrechtsburg in Meißen
erfahren: an das sternförmig gewölbte Mittel-
feld schließen sich drei netzförmig gewölbte
Fensternischen an, so daß in Verbindung
mit der entsprechend überdeckten Zugangs-
nische eine höchst malerische Raumwirkung
erzielt wird.

Zweischiffige Turmkapellen sind selten;
ein gutes Beispiel bietet die 1443 gegründete St.-Eras-
mus-Kapelle unter der Kleistschen Kammer in
der Kurfürstlichen Burg inBerlin, wenn
sie auch Veränderungen in der Anlage erfahren hat
(siehe Tafel X). An den Hauptraum, der durch Mittel-
säulen in sechs Joche mit Netzgewölben geteilt ist,
schließt sich ostwärts nach der Spreeseite eine aus dem
Achteck entwickelte Chornische4.

Die dreischiffige Wohnturmkapelle ist durch zwei
sehr eigenartige Bauwerke vertreten: durch die Doppel-
kapeile in Schloß Rheda (Kreis Wiedenbrück
i. W.) und die im Heidenturm der Burg Nürn-
berg. Erstere, auf quadratischer Grundfläche ange-
legt, enthält im Untergeschoß zwischen den Mittel-
pfeilern ein eingeschränktes Schiff und einen teilweise
gedeckten, rechteckigen Chorraum, während das drei-
schiffig durchgebaute Obergeschoß außer dem Mittel-
raum zwei geräumige, seitliche Emporen mit schmaler
Verbindungsbrücke an der Ost- und Westseite umfaßt
(Abb. 5). Die Verbindung von Unter- und Ober-
geschoß wird durch einen doppelten Lauf innerer
Treppen vermittelt: Diese Turmkapelle liegt mit dem
unteren Fußboden etwa 5 m über dem Burghof und
erreicht mit ihrer mittleren, etwa 9 m hohen Einwölbung

:l Vgl. Deutsche Burgen 1899.
1 Vgl. Berlin und seine Bauten.

Abb. 5. Doppelkapelle. Schloß Rheda.
Bergfried, 1. u. 2 G.
 
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