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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0206

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186

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 11/12

O 5"

Abb. 16. Wildenstein a. d.
Donau.

(Abb. 16) und die mit gleicher Jochteilung versehene Schloßkapelle von E h r i n ge r-
f e 1 d (Kreis Lippstadt). Eine eigenartige Anlage hat die Kapelle auf Burg
Krautheim (Kreis Mosbach), wo sich an ein rechteckiges Langschiff ein ab-
geschlossenes Chor mit den fünf Seiten eines regelmäßigen Achtecks anlehnt.
Um Raum zu gewinnen ist in das Langschiff eine steinerne Empore eingebaut,
die von dem Obergeschoß zugänglich ist. — Die Chorbildung aus fünf Seiten

eines Sechsecks zeigt u. a. noch die frühere Burghaus-
kapelle auf Schloß R u n k e 1 an der Lahn. Anschauliche
Beispiele mit gotischer Chorerweiterung bieten Burg
Hohenzollern mit ihrer alten St. - Michael-
Kapelle und Schloß R o c h 1 i t z in Sachsen mit
seinem langen, stattlich vorgebauten Chorhause. — Seltener
als die einschiffigen Palaskapellen sind die zwei- und drei-
schiffigen Anlagen. Im Rahmen des gebundenen Auf-
risses empfahl sich oft eine mittlere Stützenteilung: hier
kehrt zunächst die Teilung eines nahezu quadratischen
Raumes durch eine Mittelsäule wieder; so bei der Kreuz-
kapelle auf der Hohen bürg (XII. Jahrh.), dem späteren
Odilienkloster i. E., und bei der Kapelle auf G 1 e i b e r g
bei Gießen, welche von dem Merenberger Palas
überbaut ist. Eine merkwürdige, zweischiffige
Anlage ist die alte Kapelle auf der Wart-
burg, wo die Mittelsäule den gegebenen
Raum (72 qm) in vier Kreuzgewölbe mit tren-
nenden Gurten einteilt. In der schon erwähnten
Kronenburgkapelle ist das Langhaus
durch die Mittelsäule, mit Rücksicht auf einen
Querflügel, ungleich geteilt und mit hübschen
Stern- und Fächergewölben überspannt (Abb.
14). Die Zweischiffteilung hat sich u. a. auch
in der Kapelle des Schlosses Schellenberg
(Kreis Essen) erhalten. Wie bei den Turm-
kapellen sind auch beiden Palaskapellen Doppel-
anlagen zu verzeichnen, d. h. zweigeschossige
Räume, die durch eine mittlere Öffnung in Ver-
bindung stehen. Ein besonders schönes Beispiel
ist die Doppelkapelle in Freiburg an der
Unstrut (Abb. 17): während die untere Kapelle
durch einen kräftigen Gurtbogen auf vorgelegten
Säulen in Schiff und Chorjoch geschieden ist, zeigt der obere Raum (wie bei der
Wartburg) die Teilung in vier Kreuzfelder mit Gurten durch einen vierfachen
Bündelpfeiler. Eine unmittelbare Treppenverbindung zwischen beiden Ge-
schossen ist nicht vorhanden.

Dreischiffige Palaskapellen sind selten vertreten. In Burg Arnsberg ist
die Anlage trotz des trümmerhaften Zustandes noch deutlich erkennbar: an die
quadratische Vierung schließen sich seitlich, durch je zwei Säulenstellungen ge-
schieden, zwei schmale Seitenschiffe an, während der runden Chornische ein ent-

Abb. 17. Doppelkapelle Burg Freiburga. d.U.
 
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