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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0209

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Nr. 11/12 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 189

bewahrt12. Hierher zu zählen ist auch die Torkapelle von Schloß Landsberg
(Kreis Düsseldorf), 26 qm, die über der Durchfahrt errichtet, von dem anschließen-
den Wachtturm zugänglich ist. (Vgl. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis
Düsseldorf.) Den eingebauten Torkapellen ist auch der eigenartige Bau beizuzählen,
welcher in Burg Münzenberg über schräg geführter Durchfahrt im XIII.
Jahrh. errichtet worden ist. An das breite Rechteck des Altarraumes lehnt sich,
durch einen Gurtbogen getrennt, ein Kapellenschiff an, das aus einem quadra-
tischen und einem rechtwinkeligen Joche besteht; die Kapelle stand mit dem
Palasbau in unmittelbarer Verbindung. Aus derselben Zeit stammt in Geln-
hausen die über der zweiteilig angelegten Durchfahrt in der Umfassung und
den beiden Mittelstützen noch deutlich erkennbare Kapelle, eine zweischiffige, in
sechs Gewölbefelder eingeteilte Halle, die in der Achse der Durchgänge ihr Haupt-
licht empfing. Der Treppenzugang ist in den starken Mauern des anschließenden
Wachtturmes ausgespart. Die über einem Burgtor angelegten Kapellen sind jeden-
falls häufig der Zerstörung und Plünderung ausgesetzt gewesen; viele haben durch
Umbau im Laufe der Zeit durchgreifende Veränderungen erfahren, wie beispiels-
weise bei Schloß Bürresheim und SchloßCleve. Erwähnung verdient
in dieser Hinsicht der leider niedergelegte Kapellenaufbau des Jakob ltores
in S o e s t , der aus einem breiteren Mittelschiff, Chor und zwei schmalen Seiten-
schiffen bestand. Ein wohl erhaltenes Beispiel dagegen findet sich in Groß-
K o m b u r g , wo über dem zweiten Burgtor, mit Zuhilfenahme einer Tor-
verlängerung, aus dem Jahre 1575, die Kapelle St. Michael (39,60 qm) hergestellt
worden ist. Der Zugang zu der 4,50 m breiten und 8,80 m langen Kapelle ist seit-
lich, von dem oberen Wehrgang aus. In Schloß Braunfels ist der Kapellenbau
über der Toreinfahrt im XVIII. Jahrh. zu einer stattlichen, dreischiffigen Schloß-
kirche erweitert worden. Auch von den angebauten, neben dem Tor errichteten
Kapellen hat sich noch manche erhalten: so die Torkapelle St. K i 1 i a n in
Schöntal in Jagstkreis, und in Freusburg an der Sieg (Kreis Altenkirchen),
Kapelle von 1522. Diese angebauten Torkapellen waren zwar auch in der Lage
gebunden, boten aber einer freien Gestaltung und Erweiterung geringere Schwie-
rigkeiten; oft in malerischem Aufbau an der Burgpforte gelegen, dienen noch
heute manche dem kirchlichen Gebrauch, wie die Torkapelle in Reichen-
berg (Kreis St. Goarshausen)*. Ein besonders interessantes Beispiel einer mehrfach
vergrößerten Torkapelle ist die St. Michaelskapelle von Godesberg
(Kreis Bonn): das nach 1210 erbaute Chorhaus zeigt noch die frühromanische
Chorrundung mit besonderer Altarnische; nach wiederholter Zerstörung ist das
Oratorium des heiligen Michael im Jahre 1697—1699 wiederhergestellt worden.
(Abb. 20.) Auch sei hingewiesen auf die geschickt an das äußere Klingentor
angebaute St. -Wolfgangkapelle in Rothenburg an der Tauber.
Erwähnung verdient die altstädtische Pfarrkirche zu Fraustadt (Provinz Posen),
die aus bescheidenem, 1604 am Polnischen Tor errichtetem „Kripplein Christi"
hervorgegangen, 1644 erneuert und zu einer ansehnlichen, durch Emporen geteilten
Saalkirche erweitert worden ist. (Vgl. Kunstdenkmäler der Provinz Posen.)

2. Freigebaute Kapellen.
Die angebauten Torkapellen leiten über zu den Kapellenbauten, die auf eigener
Grundfläche und mit eigener Bedachung, entweder unter Anlehnung an vor-

* Vgl. Anfangsleiste.
 
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