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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0213

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Nr. 11 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

193

Anlage mit Rundnischen bietet die doppelt angelegte
Kapelle der Konradsburg (Provinz Sachsen, Abb.
24): An den quadratischen Mittelraum von 7 m Seiten-
länge schließen sich, durch Säulen mit Doppelarkade ge-
trennt, zwei seitliche, 3,50 m breite Schiffe an; die drei
Rundnischen treten auch außen in die Erscheinung. Die
Verbindung zwischen der unteren Gruftkapelle und der
oberen Andachtskapelle (126 qm) wird durch zwei grade
Treppenläufe in der Achse des südlichen Seitenschiffes
vermittelt.

Neben den verschiedenartigen Langhausbauten ist bei
den freistehenden Kapellen auch eine vielseitige, bis ins
XVIII. Jahrh. zu verfolgende Entwicklung des Rund-
baues und verwandter Grundformen zu
verzeichnen. Die typische Rundkapelle mit der ange-
schnittenen Altarnische, wie sie in Deutschland, Osterreich,
Siebenbürgen, aber auch in Skandinavien (Bornholm) noch
anzutreffen ist, tritt frühzeitig auf, so bei Burg G r o i t s c h
in Sachsen, wo sich an den Hauptraum von etwa 6,80 m
Durchmesser ein runder Chorraum von 3,40 m Durch-
messer ansetzt, so daß sich die erhebliche Grundfläche von
40,80 qm ergibt (Abb. 25). Noch erheblich größere Ab-
messungen hat die frühgebaute Rundkapelle im Burghof
der bischöflichen Feste Marienberg bei Würzburg
(Abb. 26). Hier beträgt der innere Durchmesser etwa 14 m
bei einer Mauerstärke von etwa 3,40 m, welche in der
Hauptachse zwei Offnungen für Eingang und Chor und in
den anderen Strahlen des Achtecks sechs eingeschnittene
Rundnischen hat14. Das ursprünglich wohl kreisförmige
Chor ist durch ein größeres, zweijochiges gotisches Chor
ersetzt worden. Die anfänglich ganz freistehende, lange
Zeit als Gruft benutzte Kapelle hat bei dem Ausbau des
Schloßhofes einen teilweisen äußeren Umbau erfahren.
Eine kreuzförmige Anlage mit der Ausnischung nach zwei
Achsen ist die bekannte doppelte Burgkapelle von Schwarz-
Rheindorf (etwa 130qm), die um die Mitte des XII. Jahrh.

errichtet, später nach Westen erweitert und zu einer Stiftskirche umgewandelt ist,
Abb. 27. (Zeitschr. f. ehr. Kunst 1904. Abb. 27 aus Kunstdenkmäler der Rhein-
provinz, Kreis Bonn.) Die zentrale, zweigeschossige Anlage einer Burgkapelle ist im
Anschluß an einen Wartturm in der Burgruine O s t r o w (Kreis Schroda) noch
erkennbar. Der nischenförmig umrandete Mittelraum wird durch vier Pfeiler mit
einseitiger Abrundung kreuzförmig geteilt. Es ist eine eigenartige Anlage aus der
zweiten Hälfte des XII. Jahrh. (Vgl. Kunstdenkmäler der Provinz Posen, 3. Band.)
Eine höchst merkwürdige Entwicklung eines kreuzförmigen Unterbaues (70 qm)

Abb. 24. Doppelte
Kapelle Konradsburg.

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Abb. 25. Burg Groitsdi.

14 Die dem eingeschriebenen Achteck entsprechende Ausnischung erinnert an die erwähnte
Turmkapelle von Büttgen (Kreis Neuß).
 
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