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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Arntz, Ludwig: Burg- und Schlosskapellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0214

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194

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 11/12



zu einem achtseitigen Zentralbau im Obergeschoß (60 qm) stellt die S t. - U 1 -
richs-Kapelle der G o s 1 a r e r Kaiserpfalz dar. Die untere Gruftkapelle
ist in der Hauptachse durch eine runde Altarnische ausgezeichnet. Die vier ein-
springenden Ecken des Kreuzbaues sind nach oben ausgewölbt, um den oberen
Umgang der fehlenden Achteckseiten zu bilden, während die vier Mittelpfeiler
sich säulenartig verengen. Zwischen den vier Mittelpfeilern ist die Verbindung
der beiden Kapellenräume ausgespart. (Vgl. Kunstdenkmäler der Provinz Hannover,
Bd. 2.) Mit der St. Ulrichskapelle zeigt nahe Verwandtschaft die Sigmunds-
kapelle bei Oberwittig (Kreis Mosbach), 136 qm. An eine Achteckseite
schließt sich ein im Achteck geschlossenes Chor von 3,80 m Breite. In diesem
Zusammenhang ist der Hinweis angezeigt auf die zentral angelegte, aus dem
Achteck konstruierte außen ins Sechszehneck übergehende Pfalzkapelle
auf dem Valkhofe in Nymwegen, welche, im VIII. Jahrh. gegründet,

eine Fläche von etwa 108
qmaufweist.(Vgl.Zeitschr.
f. ehr. Kunst 1892 u. 1896
und dritter Bericht über
die Denkmäler deutscher
Kunst, Berlin 1914.) Neben
dem achteckigen Grundriß
treffen wir auch die aus
dem sechsseitigen Kreis-
netz entwickelte Anlage,
die sich bei kleineren Ab-
messungen mehr empfahl.
Ein eigenartiges Beispiel
der Sechsecklösung ist
die St.-Erhard-Kapelle in
Groß-Komburg, die

Feste Marienberg bei Würzburg. Sich auf einem sechskan-

tigen.torartigdurchbroche-
nen Unterbau erhebt. Der obere Kapellenbau ist von einem Umgang, nach Art
der Zwerggalerie, eingefaßt. Hier ist sodann die Kapelle der oberen Burg C ob er n
an der Mosel zu nennen (Abb. 28 u. 29): der 118,60 qm umfassende Innen-
raum ist im inneren Säulenkranz wie im Umgang sechsseitig gestaltet, die eine
Seite öffnet sich nach dem rund angelegten, mit sechs Kreuzkappen gewölbten
Chor, der Mittelraum ist zu einem lichtgebenden Gaden hoch gezogen15. Noch
reicher aus dem Sechseck entwickelt ist die doppelte Burgkapelle von V 1 a n d e n
insofern, als die Fassung des Umganges einem eingeschriebene Zehneck entspricht
und außerdem das untere Geschoß (103,60 qm) sich nach einem höher und
freier entwickelten Obergeschoß (83,60 qm) öffnet10. Auch hier ist der Umgang
durch ein rundes bzw. fünfseitiges Chor erweitert. In der Behandlung der Einzel-
form und der künstlerischen Ausschmückung besteht zwischen Cobern und Vian-
den zweifellos eine Verwandtschaft. Immerhin sind erhebliche Unterschiede im



14-

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Abb. 26.

2-0

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15 Vgl. Bericht der Provinzialkommission der Rheinprovinz 1896.

16 Vgl. A. Reichensperger, Vermischte Schriften. 1856. Deutsche Burgen. 1907.
 
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