ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. I
Abb. 1.
Fr. Overbeck, Die 7 mageren Jahre. (Fresko der Casa Bartholdy, Berlin, Nat.-Gal.)
Eine zweite große Aufgabe im Fresko bot sich in der Ausmalung von drei
Sälen der Villa des Marchese Massimi; Overbeck, Cornelius und Veit teilten sich
in sie. Aber nur der letzte hat bis zur Vollendung bei ihr ausgehalten. 1819 rief
Kronprinz Ludwig Cornelius nach München, gleichzeitig übertrug ihm die
preußische Regierung die Leitung der Akademie zu Düsseldorf. Schnorr von
Carolsfeld trat in seine Arbeit bei Massimi ein. Wilhelm Schadow ging 1819
nach Berlin, um 1825 Cornelius in der Düsseldorfer Stellung nachzufolgen. Den
Schnorr zog Cornelius 1827 nach München. Veit erhielt 1829 einen Ruf als Leiter
des neugegründeten Städelschen Kunstinstituts nach Frankfurt a. M. Der Böhme
Joseph Führich, der 1827 nach Rom gekommen und in Overbecks Arbeit in der
Villa Massimi eingetreten war, wanderte gleichfalls 1829, als die Fresken bei
Massimi endlich vollendet waren, heimwärts, zunächst nach Prag, 1834 nach Wien.
Noch ein deutscher Künstler war in jenen Jahren (1823—27) dem römischen
Kreise nahegetreten, wenn auch, ohne sich der Lukasbruderschaft anzuschließen:
Ludwig Adrian Richter. Er wohnte mit Veit unter einem Dache und trat
besonders zu Schnorr von Carolsfeld in nähere Beziehungen. Nach seinem
eigenen Zeugnis ist diese Zeit für ihn von unschätzbarer Bedeutung gewesen.
Sie hat aus dem Landschafter nach Zinggscher Manier den Maler des deutschen
bürgerlichen Lebens gemacht.
Der letzte, der in jenen Jahren (1828) in Rom anlangte und sich mit ganz
besonderer Wärme an Overbeck anschloß, war Edward Steinle aus Wien. Ihre
innige Freundschaft, besiegelt durch die gemeinsame Arbeit an der Portiuncula-
Kapelle in Assisi, führte Steinle bis 1833 nach Rom zurück, als ihn der Tod
des Vaters 1830 nach Wien abberufen hatte. 1843 fand er in Frankfurt a. M.
seine dauernde Heimat.
Nicht alle Lukasbrüder waren berufen, auf die deutsche Kunst Einfluß zu
gewinnen. Pforr und Rudolf Schadow starben früh1', Wintergerst und Sutter
hatten mehr Begeisterung als Talent14, Hottinger blieb selbst seiner ersten
u Schon 1812 in Albano, Rudolf Schadow 1822 in Rom.
14 Wintergerst wurde Zeichenlehrer in Ellwangen, später Inspektor der Düsseldorfer
Akademie, t 1867; Sutter starb hochbetagt in dürftigen Verhältnissen in Linz 1866.
Nr. I
Abb. 1.
Fr. Overbeck, Die 7 mageren Jahre. (Fresko der Casa Bartholdy, Berlin, Nat.-Gal.)
Eine zweite große Aufgabe im Fresko bot sich in der Ausmalung von drei
Sälen der Villa des Marchese Massimi; Overbeck, Cornelius und Veit teilten sich
in sie. Aber nur der letzte hat bis zur Vollendung bei ihr ausgehalten. 1819 rief
Kronprinz Ludwig Cornelius nach München, gleichzeitig übertrug ihm die
preußische Regierung die Leitung der Akademie zu Düsseldorf. Schnorr von
Carolsfeld trat in seine Arbeit bei Massimi ein. Wilhelm Schadow ging 1819
nach Berlin, um 1825 Cornelius in der Düsseldorfer Stellung nachzufolgen. Den
Schnorr zog Cornelius 1827 nach München. Veit erhielt 1829 einen Ruf als Leiter
des neugegründeten Städelschen Kunstinstituts nach Frankfurt a. M. Der Böhme
Joseph Führich, der 1827 nach Rom gekommen und in Overbecks Arbeit in der
Villa Massimi eingetreten war, wanderte gleichfalls 1829, als die Fresken bei
Massimi endlich vollendet waren, heimwärts, zunächst nach Prag, 1834 nach Wien.
Noch ein deutscher Künstler war in jenen Jahren (1823—27) dem römischen
Kreise nahegetreten, wenn auch, ohne sich der Lukasbruderschaft anzuschließen:
Ludwig Adrian Richter. Er wohnte mit Veit unter einem Dache und trat
besonders zu Schnorr von Carolsfeld in nähere Beziehungen. Nach seinem
eigenen Zeugnis ist diese Zeit für ihn von unschätzbarer Bedeutung gewesen.
Sie hat aus dem Landschafter nach Zinggscher Manier den Maler des deutschen
bürgerlichen Lebens gemacht.
Der letzte, der in jenen Jahren (1828) in Rom anlangte und sich mit ganz
besonderer Wärme an Overbeck anschloß, war Edward Steinle aus Wien. Ihre
innige Freundschaft, besiegelt durch die gemeinsame Arbeit an der Portiuncula-
Kapelle in Assisi, führte Steinle bis 1833 nach Rom zurück, als ihn der Tod
des Vaters 1830 nach Wien abberufen hatte. 1843 fand er in Frankfurt a. M.
seine dauernde Heimat.
Nicht alle Lukasbrüder waren berufen, auf die deutsche Kunst Einfluß zu
gewinnen. Pforr und Rudolf Schadow starben früh1', Wintergerst und Sutter
hatten mehr Begeisterung als Talent14, Hottinger blieb selbst seiner ersten
u Schon 1812 in Albano, Rudolf Schadow 1822 in Rom.
14 Wintergerst wurde Zeichenlehrer in Ellwangen, später Inspektor der Düsseldorfer
Akademie, t 1867; Sutter starb hochbetagt in dürftigen Verhältnissen in Linz 1866.