Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

DOI Artikel:
Arntz, Ludwig: Eingebaute Pfarrkirchen in der Altstadt Köln
DOI Artikel:
Mâle, Emile: Studien über die Deutsche Kunst, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 4

besonderen Baubedürfnis heraus beurteilt werden. Umsomehr verspricht ihre
sachkundige Aufnahme und Untersuchung neben wichtigen Aufschlüssen für
die örtliche kulturgeschichtliche Forschung gewiß auch manche praktische An-
regung, die bei Entwurf und Ausführung neuzeitlicher Kirchen in enger be-
siedelten Wohnbezirken nach einer oder anderen Richtung gewiß mit Nutzen zu
verwerten ist. Ludwig Amtz.

STUDIEN ÜBER die DEUTSCHE KUNST

Von EMIL MALE.

(Übersetzung von OttoGrauto ff in den Monatsheften für Kunstwissenschaft, IX.Jahrg. 1916,
Heft 11 u. 12, X. Jahrg. 1917, Heft 2/3.)

*) Eine Entgegnung von Albert Steinmetz, Arch., zurzeit Elsenborn.

II.

Noch viel deutlicher zeigt sich aber das Walten dieses Ewigkeitsgesetzes
in den folgenden Jahrhunderten, zunächst im Zeitalter der gotischen
Architektur, welcher Male das dritte Kapitel seiner Abhandlung widmet.

Auch hier verfällt der französische Forscher wieder in eine Ungerechtigkeit
der deutschen Kunstwissenschaft gegenüber. Viel zu wenig erkennt er nämlich
die Rückhaltlosigkeit an, mit welcher diese auf Grund der neu gewonnenen
Einblicke ihre früheren Anschauungen aufgegeben hat, die, wie er selbst zugibt,
gleich den Vorstellungen über die altgermanische Kunst, auch in Frankreich
ihre begeisterten Vertreter gefunden hatten. Wird heute in Deutschland noch
jemand, der in seinem kunstgeschichtlichen Urteil einigermaßen ernst genommen
sein will, die führende Stellung Frankreichs in der Monumentalbaukunst des
XIII. Jahrh. abstreiten wollen? In der Tat konnte eine solche auf Grund der
geschilderten Vorgänge in der Vergangenheit nicht ausbleiben.

Der italienische Kirchenbau hatte die durch die französischen Mönchsorden
übertragenen Einflüsse nur vorübergehend in ihrem originalen Gepräge ohne
Umwertung aufgenommen. Dauernd konnte er sich dem Banne der römischen
Überlieferung nicht entziehen, und wenn er auch in der Einzelformengestaltung
mehr oder weniger der französischen Kunst folgte, so überwogen doch, was die
Raumbildungen anbelangt, die antiken Vorbilder mit ihrer Betonung der Breite
und Gedrungenheit in der Stärke der Beeinflussung und ließen einen Kirchen-
bautypus entstehen, der sich immerhin einerseits stark von dem französischen
absonderte, andererseits aber auch seiner Zusammensetzung aus gewachsenen
und fremd eingeführten Werten nach nicht die Stoßkraft einer originalen Kunst
haben konnte. Abgesehen davon aber spielte auch in dieser Periode die Kirchen-
bautätigkeit in Italien bei aller Großartigkeit nicht die überragende Rolle, da
neben ihr die Palastbauten der vornehmen Geschlechter stark hervortraten.

In Frankreich dagegen waren die Hemmungen, welche der Fortentwicklung
der im Kirchenbau entstandenen Errungenschaften in den Weg traten, denkbar
gering. Vor allem ging der Ausbau der gesellschaftlichen Zustände in der gleichen
Richtung wie vorher weiter. Trotz immerwährender Reibungen der einzelnen
Schichten und Interessen blieb die Weltmacht eine geschlossene Einheit und in
 
Annotationen