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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Lohmeyer, Karl: Die Trierer Domschatzkammer und ihre Meister
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Schnütgen, Alexander: Rheinisches Elfenbeinrelief um 1400
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0139

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 8/9

durchaus beeinflußt. — Das blieb auch später so in der Zeit, als ein Mainzer
Hofstuckator J. P. Jäger24 in hervorragender Weise beim Baue des andern im
Anfang erwähnten Trierer Kleinods barocker Kunst, des Palais Kesselstadt,
beteiligt war, bis dann unter Johannes Seiz sich allmählich ein erstklassiger
Stab von Künstlern in Kurtrier gebildet hatte, der auch fähig war, andere Staaten
mitzuversorgen und im Lande selbst allein maßgebend war. —

Die Geschichte des Stucks und seiner Meister harrt noch der Feder eines
Kunstgelehrten als ein dankbares, wenn auch mühsames Stück Arbeit, zu der
erst noch zahlreiche Bausteine in eingehenden Separatuntersuchungen zusammen-
getragen werden müssen, und dann wird es sich zeigen, daß auch hier wieder
unsere rheinisch-fränkischen geistlichen und weltlichen Staaten das Haupt-
kapitel hergeben werden, wie sie es ja bei fast allen Kunstzweigen der Barockzeit
zu tun bestimmt sind, lag doch gerade dieser Gegend eine derartige prunkvolle
und heitere Kunst am meisten, da sie sich wie keine andere dem lebensfrohen
Wesen seiner Bewohner anzupassen verstand und so gerade hier ihre höchsten
Triumphe feiern durfte. Karl Lohmeyer.

RHEINISCHES ELFENBEINRELIEF

UM 1400.

(Mit Abbildung.)

In seiner natürlichen Größe ist hier ein Elfenbeintäfelchen abgebildet, welches
ich vor kurzem dem Schnütgen-Museum einverleibte. — Es ist der Tafel
verwandt, die in Bd. XXI Sp. 257 ff. dieser Zeitschrift von mir veröffentlicht
ist, noch flotter im Schnitt, auch etwas kleiner und dünner, wohl auch um
ein paar Jahrzehnte jünger; ebenfalls rheinischen, vielleicht mittelrheinischen
Ursprungs. — Es stellt die sog. Höllenfahrt Christi dar, eine dem späteren
Mittelalter besonders geläufige drastische Szene, die sich hier unter drei ganz
flachen, kurzen Frontispizen entfaltet in dichtester Zusammenstellung, flachster
Neben- und Hinteremanderordnung der sechs Körper und drei Köpfe, die
deutlich heraustreten, scharf umrissen und sofort erkennbar auf dem zumeist
blau gefärbten, nur wenig in die Erscheinung tretenden Grunde. — Der Heiland,
eng an den linken Rand gerückt, erscheint in einem über die linke Schulter
geworfenen, von den Lenden bis zu den Knien reichenden, reich gefalteten,
rot untermalten, vergoldeten Manteltuche mit umreiftem, etwas geneigtem
Haupte, das lange Stabkreuz als charakteristische Beigabe des Auferstandenen in
der Rechten, mit der Linken den Vorderarm des Stammvaters Adam fassend;

24 Meine Anregung, diesem feinsinnigen Stuckator der Rokokozeit eine besondere Mono-
graphie zu widmen (s. dazu auch meine Arbeit in Trier. Chronik 1911, VII, S. 154 ff.) hat er-
freulicherweise sehr bald dazu geführt. Soeben ist als Sonderabdruck der Mainzer Zeitschrift
XI (1916) eine Arbeit aus der Feder von Heinz Krauße d'Avis erschienen, als eine dieser
nicht zu unterschätzenden Vorarbeiten, die noch zahlreich geliefert werden müssen, ehe an
eine befriedigende zusammenfassende Geschichte der Stuckkunst dieser Zeit gedacht werden
kann. — An besonders wünschenswerten Arbeiten wären für das hier namentlich in Betracht
kommende Gebiet solche über Carlo Maria Pozzi, Andrea Gallasini und
Michael Eytell in weitere Anregung zu bringen.
 
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