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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Wurm, Alois: Die Kunstrichtungen der römischen Wandmalerei zu Beginn des VIII. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0105

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Nr. 6/7 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Ql

DIE KUNSTRICHTUNGEN

DER RÖMISCHEN WANDMALEREI

ZU BEGINN DES VIII. J AHRH.

(Mit Tafel VI und 6 Abbildungen.)

~A ls Prälat Jos. Wilpert am 22. August d. J. seinen 60. Geburtstag feierte,
/ \ durfte er sich bei einem Rückblick auf sein Werk ohne Uberhebung sagen,
/ \^daß die Spur von seinen Erdentagen in den folgenden Menschenaltern
kaum untergehen würde ■— so wenig, wie dies bei seinem Meister Giovanni Bat-
tista de Rossi, dem großen Begründer der christlichen Archäologie, geschah und
geschehen wird. Könnte der Staub der Zeit Wilperts kleinere Einzelnuntersuchun-
gen und Abhandlungen begraben, so sind doch seine zwei großen Werke „Die
Malereien und Katakomben Roms" (Freiburg 1903, Herder) und sein neuestes
„Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis
XIII. Jahrhundert" (Freiburg 1916, Herder) so mächtig, so monumental aufge-
schichtet, daß die folgenden Gelehrtengeschlechter rückblickend daran nicht
vorbeisehen können. Und zunächst können sie selber in manchen Punkten und
in gewissen Richtungen schon gar nicht vorwärts kommen, wenn sie sich nicht
auf Wilpert stützen wollen. Es kann z. B., um bei dem letztgenannten Werke zu
bleiben, zunächst niemand über die altchristlichen Mosaiken Roms und zum
Teil auch außerhalb Roms weitere Forschungen machen wollen, ohne Wilperts
Tafeln beizuziehen mit ihrer genauen Wiedergabe der Oberflächenstruktur und
ihrer Sonderung der (alt- und neu-) restaurierten Partien. Es ist mir auch kaum
denkbar, daß eine Arbeit aus dem Gebiete der altchristlichen oder frühmittel-
alterlichen Ikonographie sich nicht selber schaden würde, wenn sie an Wilperts
Tafelmaterial und an seinem gerade hierin sehr reichen Text vorbeiginge. Und
wenn es darauf ankommt, die künstlerische Entwicklungsge-
schichte der altchristlichen und frühmittelalterlichen Wandmalerei in Italien
gründlich zu bearbeiten (was ja nicht in der geraden Linie von Wilperts Absicht
lag), so wird ihm nicht nur Wilperts Text eine größere Fülle willkommener ge-
schichtlich-archäologischer Tatbestände darbieten als irgend ein anderes Werk,
sondern er wird in dem IV. Band ein für jetzt einzigartig nachgebildetes, reiches,
ja für Rom soviel wie vollständiges Bildermaterial vorfinden. Keine Frage, die
Kunstwissenschaft wird sich aus diesen Quellen in manchem und noch lange
speisen müssen.

Hier sei versucht, das von Wilpert aus der Zeit Johannes VII. (705—707)
bequem zugänglich gemachte Material von Wandmalereien einmal künstlerisch
zu sichten. Es handelt sich für uns nicht, die erhaltenen Kunstwerke am Be-
ginn des VIII. Jahrh. im vollen Umfang festzulegen, sondern lediglich einen Ein-
blick in die verschiedenartigen Richtungen der Malerei zu gewinnen, die diese
künstlerisch so außerordentlich ergebnisreiche Zeit aufweist. Wir beschränken
uns daher auf die hauptsächlichen guterhaltenen, inschriftlich beglaubigten Werke,
die Johannes VII. im Jahre 705 in S. Maria Antiqua erstehen ließ.

Beginnen wir mit einem sehr merkwürdigen Stück, dem Andreasmedaillon
an der linken Wand in S. Maria Antiqua (T. 157 — Abb. 1). Wilpert fühlt sich
 
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