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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Schnütgen, Alexander: Ein neues Ziborium
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0141

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126

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8/9

EIN NEUES ZIBORIUM.

(Mit Abbildung.)

Daß bei den Sakralgefäßen (Kelch, Ziborium, Monstranz) der Knauf als
Verbindungsglied zwischen Fuß und Kuppa ein ebenso wichtiger
ästhetischer Faktor für das Auge wie praktisches Motiv für die Hand,
als Manubrium, ist, dürfte nicht zweifelhaft sein. Freilich muß zugegeben werden,

daß er namentlich in dieser letzten Hinsicht
seine Aufgabe nicht selten unerfüllt gelassen,
die Handhabung vielmehr erschwert hat, schon
in der romanischen Periode durch zu enge
Verhältnisse beim niedrigen Schalenkelch, in
der spätgotischen Zeit durch zu starken Um-
fang und zu schwere Ausladungen. In den
folgenden Jahrhunderten, die auch nie auf den
Knauf verzichteten, waren solche Mißstände
seltene Ausnahmen, die Knäufe durchweg
sehr gefällige, zumeist birnenförmige Unter-
brechungen.

Wenn die neuesten Gestaltungsversuche
den Knauf ganz ausgeschaltet, den Schaft als
Stengel behandelt haben, so waren sie der
Praxis durchaus nicht förderlich, falls sie zu
dünn waren, ästhetisch recht ungünstig, wenn
nicht anderweitige Verbindung geschaffen
wurde, die in der Fläche bleiben muß,
widrigenfalls sie vielmehr Hindernisse als Er-
leichterungen bietet, nicht nur für den Ge-
brauch.

Beide Klippen sind vermieden bei dem
hier abgebildeten silbeivergoldeten Ziborium,
welches Goldschmied Friedrich Prinz in M.Glad-
bach jüngst nach eigenem Entwurf für die
Pfarrkirche in Kleinenbroich ausgeführt hat.—
Die Höhe beträgt 40 cm, der Kuppendurch-
messer 15 cm, so daß etwas ungewöhnliche
Dimension, eine Kuppenfassung vorliegt, wie
sie selbst für mittelgroße Gemeinden erst durch
die euchanstische Pflege der letzten Jahrzehnte
verlangt wird. Diesen Umfang (zumal bei geringerer, die Austeilung erleichternder
Tiefe) für die äußere Erscheinung durch den Schmuck zu überwinden, setzt
besondere Geschicklichkeit voraus, und die Treibtechnik (mit Ausschluß des
Gußverfahrens) ist dafür das geeignete Mittel. — Ihr verdankt hier nicht nur
der einfache runde Fuß, der nicht schmaler sein dürfte, mit seinen karneol-
gefüllten Buckeln seine Entstehung, sondern namentlich auch die aufs reichste,
wenn auch nur ornamental durchbrochene sogenannte Uberkuppa und der
flache Deckel mit den ähnlich behandelten lapislazuhgeschmückten Buckeln
 
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