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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Witte, Robert Bernhard: Architektur und Kirchenheizung
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Nr. 5

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

77

In und für eine Kirche muß alles, auch das kleinste, mit Liebe und Ver-
ständnis gewählt werden. Wie wir es unseren Vorfahren danken, daß sie uns
Meisterwerke künstlerischen Empfindens und technischer Ausführung auch in
kleineren Gebilden geschenkt haben, so sollen auch wir bemüht sein, unseren
Enkeln Werke gleicher Güte zu hinterlassen.

Es sind in den letzten Jahren, abgesehen von den Reklameschriften der Spe-
zialfirmen eine ganze Reihe Broschüren über Kirchenheizungen erschienen,
meistens Sonderdrucke der zahlreichen Artikel in den Fachblättern. Unseres
Erachtens ist die Schrift des Geh. Baurat Ufer (Kirchenheizungen, 3. Aufl.,
Berlin 1916, Verlag Wilhelm Ernst und Sohn, Preis 60 Pf.) weitaus die beste
und eindringlichste. Sie ist jedem zu empfehlen, der sich mit Kirchenheizung
zu befassen hat. Wenn aber die Kirchenbehörde unseren Rat befolgen will,
sich vor Anlage vertrauensvoll an den Architekten zu wenden — bei einem Neu-
bau ist dies ja selbstverständlich —, dann wird die Gemeinde immer dankbar
der weitausblickenden Fürsorge ihres Vorstandes gedenken.

Dresden. Robe rt B. Witt e , Architekt.

BÜCHERSCHAU.

Norddeutsche Backsteingotik
von Hans Much. Ein Heimatbuch. Mit
über 80 meist ganzseitigen Bildern. —
M. Glogau jr. in Hamburg 1917. — 4,75 M.

Der Verfasser schwärmt für seine nord-
deutsche Heimat und ihre alteKultur, nament-
lich für ihre charakteristische Backsteingotik,
die dem Lande ein eigenes Gepräge gibt; und
für sie möchte er auch andere begeistern. Zu
diesem Zwecke bietet er auf 36 beiderseitig
bedruckten Tafeln gute Abbildungen von
den hervorragendsten Denkmälern, nament-
lich den Kirchen, Stadttoren, Rathäusern. —
Die Kirchenbauten stehen im Vordergrunde,
namentlich das „Münster vcn Doberan" und
die großen Bauten in Lüneburg und Wismar
mit ihren glänzenden Innenausstattungen.
Auch die bedeutenderen Profanbauten werden
berücksichtigt; wobei aber die einfacheren
Bürger- und Bauernhäuser in den Hintergrund
treten, trotz der auch von ihnen getragenen
Kulturinteressen. — Der Verfasser beklagt es
mit Recht, daß der Norden Deutschlands mit
seinen gotischen Denkmälern so wenig ge-
kannt ist und besucht wird. Mögen die von
ihm gebotene Aufklärung und Anregung den-
selben gesteigerte Beachtung zuwenden nach
dem Kriege, der längst begonnen hat, mit
neuer Hochachtung zu erfüllen, für die
vaterländischen Werte, auch die der Kunst!

S.

Der Stil der drei Westfenster
der Kathedrale zu Chartres.

Inaugural-Dissertation von Johannes Jahn.

—Thomas & Hubert inWeida (Thür.) 1917.

Schon der Titel verrät, daß diese Doktor-
arbeit aus dem Lehrkreise von Schmarsow
hervorgegangen ist, dessen ..Kompositions-
gesetze romanischer Glasgemälde in frühgoti-
schen Kirchenfenstern" hier (XXIX, 110) be-
sprochen wurden. — Der Schüler zeigt sich
des Lehrers würdig, denn seine ikonographische
und stilkritische Prüfung und Beschreibung
der berühmten dreiteiligen Fenstergruppe in
der Westfassade des Domes von Chartres,
die er als Passionsfenster, Weihnachtsfenster,
Jessefenster bezeichnet, sind so eingehend, klar
und bestimmt, daß sie einen sehr scharfen
Beobachtungssinn und vorzügliche Kenntnisse
verraten. — Der reiche Bilderkreis ist ihm
durchaus geläufig und die stilistischen Eigen-
schaften des Ausdrucks, der Bewegungen,
Gewandbehandlung weiß er sehr gut hervor-
zuheben, so daß ihm die Vergleichung mit
den etwas jungem Fenstern in St. Denis wohl
gelingt, für welche die französischen Archäo-
logen die Vorbildlichkeit, gar die Identität des
Meisters, wenigstens der Schule, behaupten.
Diese bestreitet der Verfasser mit guten
Gründen, einen älteren Meister in Chartres
annehmend, etwa den Schöpfer der hier
durch den Brand von 1194 zerstörten Glas-
gemälde, hierbei auch auf die große Bedeu-
tung des Domes von Chartres sich berufend.—
Solche Studien, wenn sie auch nicht un-
mittelbare große Ergebnisse liefern, sind sehr


 
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