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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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78

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 5

geeignet, das Interesse zu wecken, den Blick
zu schärfen für die mittelalterliche Ikono-
graphie und Stilistik, die um so wichtiger und
dringlicher sind, je mehr sie in gewissen
Kreisen verkannt, gar geschmäht werden. S
Über die Caritas des Leonardo
da Vinci in der kurfürstli-
chen Galerie zu Cassel von
Friedrich Marx (Abh. d. phil. - hist.
Klasse der königl.-sächs. Gesellschaft der
Wissenschaften Bd. XXXIV Nr. II). Mit
3 Tafeln und 8 Abb. im Text. Teubner in
Leipzig 1916. 4,80 M.
Dieses holzgemalte Bild, welches in der
Düsseldorfer Ausstellung 1904 neben dem
Gemälde der Leda des Fürsten zu Neuwied
(als verwandte Erscheinung!) große Auf-
merksamkeit erregte, prüft hinsichtlich seines
Ursprungs wie seiner Geschichte der Ver-
fasser, der es aus der Hut seines Kollegen, des
Professor Carl Justi, nach dessen Tod er-
worben und neuerdings dem Großherzog von
Hessen überlassen hat. — Er bringt den Nach-
weis, daß es 1806 mit 48 andern Gemälden
der Casseler Galerie verpackt wurde (die
leider nicht gerettet, sondern nach Paris
entführt wurden, um bekanntlich 1815 an
den Kaiser Alexander von Rußland verkauft
zu werden), aber zurückgeblieben war, von
dem kurhessischen Verwaltungsbeamten Ave-
narius erwischt, der es behielt bis zu seinem
Tode in Rinteln 1861. Eine Verwandte von
ihm undjusti lieh es diesem, der es in Düssel-
dorf ausstellte, ohne über dasselbe zu näheren
Feststellungen gelangt zu sein.

Diese erfolgte erst durch den Erwerber, der
nachweist, daß dieses Gemälde der Caritas
mit mehreren Kindern zu einem Brustbild
mit einem Kinde verkürzt ist, ohne Zweifel,
um die Nachforschung nach dem ent-
schwundenen berühmten Gemälde zu er-
schweren. — Die näheren Prüfungen haben
diese Tatsache festgestellt, so daß die Identität
mit dem berühmten Casseler Gemälde, wel-
ches stets als ein Meisterwerk von Leonardo
da Vinci galt, und in Verbindung mit einer
alten Zeichnung der Leda als Vorbild diente,
nicht mehr bezweifelt werden kann. —
Mehrere gute Abbildungen illustrieren und
bestätigen die so instruktive wie gründliche
Untersuchung, die durch mancherlei sonstige
Angaben noch einen besonderen Reiz ge-
winnt. S.
Über die Werke der kurtrieri-
schenBildhauers Hans Rupp-
rechtHoffmann(f 1616) von Franz

B a 1 k e. Mit 46 Abbildungen nach Auf-
nahmen des Verfassers. Gedruckt mit
Unterstützung der rheinischen Denkmal-
pflege durch die Gesellschaft für nützliche
Forschungen zu Trier 1916. — Fr. Lintz
in Trier. Preis 4 M.
Diese mühsame, durchaus reife Studie ist
einem sehr fruchtbaren Bildhauer der deut-
schen Spätrenaissance gewidmet als derjenigen
Kunstepoche, die der Klarstellung noch be-
sonders bedarf. In Trier (wo die Früh-
renaissance so glänzend sich entfaltet hatte),
wie in der angrenzenden Distrikten hat sie
zahlreiche Werke geschaffen, die als Arbeiten
von Rupprecht Hoffmann zu betrachten sind.
Sie beginnen um 1569 und reichen bis 1631;
neben ihnen laufen verwandte Werke von
1570 bis 1634. Um einen sehr fleißigen
und einflußreichen Meister, wenn auch nicht
allerersten Ranges (wie seine Vorgänger) han-
delt es sich, der vornehmlich Altäre und Epita-
phien geschaffen hat in Sandstein und Mar-
mor, aber auch einzelne profane Denkmäler,
und das dekorative Relief war seine Haupt-
stärke. Sie werden einzeln vom Verfasser
beschrieben, zumeist an der Hand der
aufgenommenen, im Anhang beigefügten
Abbildungen. Aus ihren geschickten Ana-
lysen und Beschreibungen, sowie aus den
verhältnismäßig sehr spärlichen archiva-
lischen Feststellungen ergibt sich das Lebens-
bild des vielleicht in der Pfalz um 1545 ge-
borenen Künstlers, der seine Ausbildung in
der damals berühmten Kunststadt Antwerpen
erhielt durch Cornelius Floris, auch durch
Franz Floris, sowie an anderen Orten, so daß
er als fertiger Meister 1568 nach Trier ge-
kommen ist, wo er, mit der großen Werkstatt
des Johann von Trarbach in Simmern ver-
bunden, einen mächtigen hochangesehenen
Betrieb entfaltete und 1616 starb. — Die
vorzüglich disponierte Monographie, die in-
haltlich wie formell ein klares Bild bietet von
dem Schaffen des hochbewerteten und doch
nicht überschätzten Künstlers ist ein höchst
wertvoller Beitrag zur Aufklärung einer bis
dahin dunklen deutschen Kunstepoche, die
den weiteren Studien warm empfohlen sei. S.

Die Plastik. Illustrierte Zeitschrift für
die gesamte Bildhauerei und Bildnerei und
ihre Beziehungen zur Architektur und
zum Kunstgewerbe. Herausgegeben von
Alexander Heilmeyer. — Callwey in
München. Monatlich. (3 M. vierteljährl.)
Die Bildhauerei, wie an sich in ihren ver-
schiedenen Materialien, Techniken, Stil-


 
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