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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Mâle, Emile: Studien über die Deutsche Kunst, [2]
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0069

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58

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 4

können bei der erstmaligen Berührung mit der gänzlich fremden Welt in einer
Zeit, wo jene im eigenen Lager so wenig Verständnis fand! Möge nur das zeit-
genössische Deutschtum selbst den allerdings längst eingeschlagenen Weg der
Umkehr weiter verfolgen, um den Anschluß an diese Wesensart des eigenen
Volkstums und ihre wahren Werte erst wieder ganz zurückzugewinnen! Möge
es aber dann auch den größeren Überblick dadurch zeigen, daß es nicht seiner-
seits in eine ihm gänzlich fremde Verachtung anderer Kulturerrungenschaften
verfällt, sondern sich den Sinn für alles Schöne, wo es sich auch bieten mag,
bewahrt und doch nach Aufnahme solch fremdländischer Herrlichkeiten erst
recht in der Heimat wieder ganz frei und befreit aufatmet!

ßÜCHERSCHAU.

Die Zerstörung von Kirchen

und Kunstdenkmälern an der
Westfront. Von Dr. Joseph Sauer.
Mit 98 Bildern. Herder in Freiburg 1917.
Kart. 4,50 M.

Ein Buch von mäßigem Umfange, aber
ungemein reichem und mannigfaltigem, dazu
durchaus aktuellem Inhalt, packend durch
seine objektiven Untersuchungen und wuch-
tigen Beweisführungen, wie durch seine
markante, erhabene Sprache, überzeugend
durch seine entscheidenden Feststellungen. —
Die gegen die deutschen Krieger in Belgien
und Frankreich geschleuderten Anklagen bar-
barischer Verwüstungen werden geprüft an
den zerstörten oder beschädigten, zum Teil
auf Tafeln abgebildeten Denkmälern in den
einzelnen Ländern, Gebieten, Städten; und
Schritt für Schritt, und Schlag auf Schlag
werden sie widerlegt, als zumeist gänzlich
unbegründet, zum Teil furchtbar übertrieben.
Bis zu dem Maße, daß auch nicht ein einziger
Fall purer Roheit und reinen Mutwillens, ge-
schweige denn wirklicher Barbarei nachge-
wiesen worden ist. — Im I. Teil wird der
unanfechtbare militärische Rechtsstandpunkt
gewahrt. — Im II. Teil werden die ver-
schiedenen Fälle, namentlich die frappanten,
eingehend geprüft, mit dem Ergebnis, daß
unsere Feinde vielmehr ihre eigenen Denk-
mäler zerstört haben. — Im III. Teil wird
die Kehrseite hervorgehoben in dem Sinne,
daß gerade die Franzosen in der Vergangen-
heit und Gegenwart als die radikalsten Ent-
führer und Zerstörer der feindlichen Kunst-
werke sich erwiesen haben, auch, namentlich
in den letzten Jahrzehnten, als die rücksichts-
losesten Vernachlässiger und damit Verwüster
ihrer eigenen Kirchen, für deren Verfall

ihnen längt die Rächer entstanden sind in
ihren eigenen Kunstforschern als Anklägern.

Für dieses und manches andere bringt der
Verfasser die bündigsten Belege auf Grund
von ganz zweifellosem Material. Denn dieses
ist ihm durchaus geläufig durch seine lang-
jährigen Spezialstudien, sowie durch seine
Beobachtungen kurz vor dem Kriege und
während desselben.

Aus dem Vollen schöpft der öffentliche An-
kläger im Bewußtsein seiner Verantwortlich-
keit; und bei der Wichtigkeit der Sache wird
jeder Interessent das Bedürfnis haben, seine
Anklagen zu vernehmen, die ebensoviele
Verteidigungen sind für uns, die wir von
grundsätzlicher Achtung erfüllt sind für die
Denkmäler der Kunst, der profanen und erst
recht der heiligen, mögen sie der fremden oder
der eigenen Nation angehören. S.

Unsere liebe Frau von Hall-
garten. Von Franz Theodor
K 1 i n g e 1 s c h m i 11. — Mit 7 Abbild.
H. Staadt in Wiesbaden. 1916. 1,50 M.
Diese vor Jahresfrist in Hallgarten bei
Wiesbaden entdeckte hochgotische Ma-
donnenstatue von Ton (deren Veröffent-
lichung durch unseren geschätzten Mit-
arbeiter, ihrer Dringlichkeit wegen, leider
nicht in unserer Zeitschrift erfolgen konnte),
erregt großes Aufsehen wegen ihrer hervor-
ragenden Schönheit in Ausdruck und Be-
wegung, wie als wichtiger Beitrag zur Ge-
schichte der leider noch wenig gewürdigten
deutschen Tonplastik des Mittelalters. —
In Norddeutschland während der romani-
schen Periode (große Reliefs) gepflegt, in
Süddeutschland in der Hochgotik (kleinere
Gruppen) geschätzt, in Westfalen während
der Spätgotik (kleine Reliefs) geübt, scheint
 
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