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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Arntz, Ludwig: St.-Maria-Lyskirchen im Kölner Stadtbilde
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0124

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Nr. 8 9_________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.________jQQ

ST.-MARIA-LySKIRCHEN
IM KÖLNER STADTBILDE.

(Mit Tafel VII und 2 Abbildungen.)

Die baukünstlererische Erscheinung von St.-Maria-Lyskirchen wird wesent-
lich bestimmt durch ihren eigenartigen geschichtlichen Aufbau, zugleich
aber auch durch ihre Umgebung, welche nicht weniger dem Wechsel
des Zeitbedürfnisses und des Zeitgeschmackes unterworfen war1. Bei der ein-
gebauten Lage der alten Pfarrkirche, auf welche bereits in Nr. 4 d. Jahrgs. hin-
gewiesen wurden, mußte sich notwendig der Einfluß der nachbarlichen Bauten
in einer und anderen Richtung fühlbar machen2. Es kommt dies deutlich zum
Ausdruck, wenn man einige der geschichtlichen Ansichten und Abbildungen,
namentlich die große Rheinansicht von Anton Woensam (von 1531) und die
von W. Hollar (von 1632—1656) mit späteren Bildaufnahmen des baulichen
Zustandes vergleicht. Besonders lehrreich ist in dieser Hinsicht die leicht ge-
tuschte Aufzeichnung der Kirche, die sich in dem Skizzenbuch des holländischen
Baumeisters I. Vinckenboom (von etwa 1670) befindet3. Abb. 1 u. 2 u. Tafelbild.
Der Ostbau von St.-Maria-Lyskirchen birgt in der noch jetzt teilweise ver-
schütteten Krypta wesentliche Teile der alten, dem heiligen Maternus geweihten
Schifferkapelle, die, in dem Rheindörfchen Nothausen gelegen, erst Ende des
XII. Jahrh. in die Befestigung der Vorstadt Oursburg einbezogen wurde. Für
den unmittelbaren stromseitigen Zugang zum Bethause der Rheinschiffer wurde
eine besondere Mauerpforte angelegt, die auf dem Hollarschen Plan noch deutlich
erkennbar ist. Die Aufführung der rheinseitigen Stadtmauer drängte zu einem
durchgreifenden Neubau der Pfarrkirche, die sich auf den verstärkten Unterbau
der Maternuskapelle als erweiterte Anlage erhob. Das Chorhaus mit dem
schmucken Umgang und dem an den Ostgiebel des Mittelschiffes anschneidenden
Kegeldach wird eingefaßt von zwei ungleich behandelten Flankentürmen, welche
sich auf die Pfeiler einer nach Osten geöffneten Vorhalle stützen. Der in vier
Geschossen hochgeführte Nordturm enthielt in Höhe des Chores einen halb-
runden Altarerker, dessen vorgekragter Untersatz, wenn auch verbaut, noch
heute sichtbar ist. Auf die oberste Glockenstube waren vier Steingiebel auf-
gesetzt mit einem achtkantigen, in Bleiplatten gedeckten Spitzhelm. Anderen
Zwecken diente der Südturm, der dementsprechend zwei Obergeschosse auf-
weist, von denen das eine mit starkem Gebälk gedeckte Stockwerk noch heute
als Schatzkammer dient; darüber läßt die Ansicht von Woensam ein weiteres
Stockwerk mit Außenschalung und gesenkter Bedachung erkennen, wie solche
den damaligen Kölner Pfortentürmen eigen. Es ist wahrscheinlich, daß der
Raum im oberen Südturm in unruhigen Zeiten für den Wehrdienst, auch als
Rüstkammer oder Waffenlager benutzt wurde, was für den Weberaufstand von

1 Vgl. Kirchliche Kunstdenkmäler der Stadt Köln, 2. Bd. 1. Abt., bearb. von Hugo
Rah tgens.

- Vgl. Lageplantafel.

3 Auf dieses, im Hist- Museum der Stadt Köln aufbewahrte Skizzenbuch hat Dr.-Ing.
H. Rahtgens in dieser Zeitschrift 1910, unter Wiedergabe einiger Proben, aufmerksam
gemacht. Nach der Aufnahme von Vinckenbcom ist Abb- 2 wiedergegeben.
 
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