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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 8/9
1370 bezeugt ist4. Der Hollarsche Stich zeigt schon das Satteldach des Süd-
turmes; deutlich erkennbar ist auch auf dem First des Mittelschiffdaches ein
kleiner Glockenreiter, wie er noch vorhanden ist.
Auch für die Anschauung der näheren Umgebung der eingebauten Kirche
sind die geschichtlichen Aufnahmen sehr beachtenswert. So sehen wir oberhalb
der erwähnten Mauerpforte einen halbrunden Erker vorgekragt, dessen Fenster
den zwischen äußerer Chorwand und Stadtmauer befindlichen Raum, die Ger-
kammer, erhellte, vielleicht nach
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alter Überlieferung dazu diente,
auch zur Nachtzeit durch ein
ständiges Licht den anfahrenden
Schiffern die Andachtsstätte des
heiligen Maternus schon von
ferne zu weisen; die zweigiebe-
lige Bedachung dieses Zwischen-
baues hat Vinckenboom deut-
lich aufgezeichnet. Neben dem
Außenerker wirkt besonders
malerisch der südwärts gelegene,
stark übersetzte Fachwerkbau,
ein Wohnhaus mit einem oberen
Zugang vom Wehrgang aus,
das auf den zeitgenössischen
Darstellungen des XVI. und
XVII. Jahrh. wiederkehrt. Ein
wirksames Gegenstück bot so-
dann nordwärts ein stattlicher
Halbrundturm, der leider im
XIX. Jahrh. der beliebten
„Fluchtlinie" zum Opfer fiel.
Etwas weiter zurück grenzte an
den Nordhof der Pfarrkirche
das Steinhaus derer von Lys-
kirchen, das seinen älteren Teil,
den romanischen Giebel5, dem
Rhein, seine spätgotische, ge-
zinnte Schauseite der Kirche
zuwandte. Auch diese ungemein reizvolle Umgebung hat Vinckenboom mit Ge-
schick und sichtlichem Behagen im Bilde festgehalten. Die Aufnahme bezeugt
auch den damals schon ausgeführten Umbau des Chorhauses, welches, der ver-
änderten Wölbung und Lichtgebung entsprechend, erhöht und oberhalb der
neuen Traufe mit einer Dockenbrüstung bekrönt wurde.
Das Bedürfnis nach einer größeren Sakristei mit anschließender Küster-
wohnung verführte eine spätere Zeit (zu Anfang des XIX. Jahrh.) zu einem
4 Vgl. Knipping, Stadtrechnungen 2, S. 26.
6 Ähnlich dem Giebel der abgebrochenen alten Sonntagsschule von S. Peter. Vgl.
Köln und seine Bauten, Fig. 60.
Abb. 1.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 8/9
1370 bezeugt ist4. Der Hollarsche Stich zeigt schon das Satteldach des Süd-
turmes; deutlich erkennbar ist auch auf dem First des Mittelschiffdaches ein
kleiner Glockenreiter, wie er noch vorhanden ist.
Auch für die Anschauung der näheren Umgebung der eingebauten Kirche
sind die geschichtlichen Aufnahmen sehr beachtenswert. So sehen wir oberhalb
der erwähnten Mauerpforte einen halbrunden Erker vorgekragt, dessen Fenster
den zwischen äußerer Chorwand und Stadtmauer befindlichen Raum, die Ger-
kammer, erhellte, vielleicht nach
.^'vva>
CYESKERCHe
alter Überlieferung dazu diente,
auch zur Nachtzeit durch ein
ständiges Licht den anfahrenden
Schiffern die Andachtsstätte des
heiligen Maternus schon von
ferne zu weisen; die zweigiebe-
lige Bedachung dieses Zwischen-
baues hat Vinckenboom deut-
lich aufgezeichnet. Neben dem
Außenerker wirkt besonders
malerisch der südwärts gelegene,
stark übersetzte Fachwerkbau,
ein Wohnhaus mit einem oberen
Zugang vom Wehrgang aus,
das auf den zeitgenössischen
Darstellungen des XVI. und
XVII. Jahrh. wiederkehrt. Ein
wirksames Gegenstück bot so-
dann nordwärts ein stattlicher
Halbrundturm, der leider im
XIX. Jahrh. der beliebten
„Fluchtlinie" zum Opfer fiel.
Etwas weiter zurück grenzte an
den Nordhof der Pfarrkirche
das Steinhaus derer von Lys-
kirchen, das seinen älteren Teil,
den romanischen Giebel5, dem
Rhein, seine spätgotische, ge-
zinnte Schauseite der Kirche
zuwandte. Auch diese ungemein reizvolle Umgebung hat Vinckenboom mit Ge-
schick und sichtlichem Behagen im Bilde festgehalten. Die Aufnahme bezeugt
auch den damals schon ausgeführten Umbau des Chorhauses, welches, der ver-
änderten Wölbung und Lichtgebung entsprechend, erhöht und oberhalb der
neuen Traufe mit einer Dockenbrüstung bekrönt wurde.
Das Bedürfnis nach einer größeren Sakristei mit anschließender Küster-
wohnung verführte eine spätere Zeit (zu Anfang des XIX. Jahrh.) zu einem
4 Vgl. Knipping, Stadtrechnungen 2, S. 26.
6 Ähnlich dem Giebel der abgebrochenen alten Sonntagsschule von S. Peter. Vgl.
Köln und seine Bauten, Fig. 60.
Abb. 1.