Nr. 1
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
daß man in Rom für die Kunst der Nazarener nur mäßiges Verständnis besaß,
nicht aus hierarchischen und politischen Gründen, sondern weil die gesamte itali-
enische Kunstauffassung von der unserer Künstler zu verschieden war. Eben deshalb
ließ man sie ruhig ihre Wege gehen; aber man beschnitt auch ihre Freiheit nicht.
Rom hat auch keinen der Nazarener, Overbeck ausgenommen, auf die Dauer
festgehalten. Der Heimat zu dienen blieb ihr Ziel. Cornelius vor allen war
sich vom ersten bis zum letzten Tage, die er in Italien zubrachte, darüber klar,
daß Rom ihm nur eine Stätte künstlerischer Befreiung im deutschen Sinne sein
_
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1
Abb. 4.
P. v. Cornelius, Illustration zu Faust am Rabenstein. (Frankfurt, Stadel).
sollte. Er spricht es aus, wenn er bereits im März 18122,i seinem Freunde
Mosler schreibt: Ich sage Dir, Mosler, und glaube es fest: ein deutscher Maler
sollte nicht aus seinem Vaterlande gehen! Ich habe nun diesen Schritt der Zeit
entgegen getan, und es ist gut so; aber lange mag ich nicht unter diesem warmen
Himmel wohnen, wo die Herzen so kalt sind, und ich fühl' es mit Schmerz und
Freude, daß ich ein Deutscher bis ins innerste Lebensmark bin17. Er hat nicht
aufgehört so zu denken. Nicht oft hat ein Deutscher für seine Heimatssehnsucht
schöneren Ausdruck gefunden als Cornelius in dem dichterischen Abschieds-
gruß, den er einem nach Deutschland zurückkehrenden Bekannten 1816 ins
Stammbuch schrieb:
26 Am 14. Oktober 1811 war er in Rom angelangt.
Förster I, S. 117.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
daß man in Rom für die Kunst der Nazarener nur mäßiges Verständnis besaß,
nicht aus hierarchischen und politischen Gründen, sondern weil die gesamte itali-
enische Kunstauffassung von der unserer Künstler zu verschieden war. Eben deshalb
ließ man sie ruhig ihre Wege gehen; aber man beschnitt auch ihre Freiheit nicht.
Rom hat auch keinen der Nazarener, Overbeck ausgenommen, auf die Dauer
festgehalten. Der Heimat zu dienen blieb ihr Ziel. Cornelius vor allen war
sich vom ersten bis zum letzten Tage, die er in Italien zubrachte, darüber klar,
daß Rom ihm nur eine Stätte künstlerischer Befreiung im deutschen Sinne sein
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Abb. 4.
P. v. Cornelius, Illustration zu Faust am Rabenstein. (Frankfurt, Stadel).
sollte. Er spricht es aus, wenn er bereits im März 18122,i seinem Freunde
Mosler schreibt: Ich sage Dir, Mosler, und glaube es fest: ein deutscher Maler
sollte nicht aus seinem Vaterlande gehen! Ich habe nun diesen Schritt der Zeit
entgegen getan, und es ist gut so; aber lange mag ich nicht unter diesem warmen
Himmel wohnen, wo die Herzen so kalt sind, und ich fühl' es mit Schmerz und
Freude, daß ich ein Deutscher bis ins innerste Lebensmark bin17. Er hat nicht
aufgehört so zu denken. Nicht oft hat ein Deutscher für seine Heimatssehnsucht
schöneren Ausdruck gefunden als Cornelius in dem dichterischen Abschieds-
gruß, den er einem nach Deutschland zurückkehrenden Bekannten 1816 ins
Stammbuch schrieb:
26 Am 14. Oktober 1811 war er in Rom angelangt.
Förster I, S. 117.