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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Arntz, Ludwig: Eingebaute Pfarrkirchen in der Altstadt Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0056

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Nr. 4____________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.____________45

EINGEBAUTE PFARRKIRCHEN IN
DER ALTSTADT KÖLN.

(Mit Tafel III und 2 Abbildungen.)

Die Entwickelung mittelalterlicher Städte, zumal in dicht besiedelten
Marktbezirken, hat neben den Formen des Reihenhauses auch die
eingebaute Pfarrkirche gezeitigt. Früh wurde, namentlich auch in
Köln, stiftungsgemäß eine bürgerliche Hof statte für Anlage einer Kapelle oder
kleinen Kirche (ecclesia) bestimmt, die im Laufe der Jahre mit zunehmender
Pfarrgemeinde zu einer größeren Pfarrkirche heranwuchs. Dieselben örtlichen
Bedingungen, wie sie für das in geschlossener Reihe und auf begrenzter Grund-
fläche errichtete Bürgerhaus (des Gewerbetreibenden, des Handwerkers oder des
Kaufmannes) galten, blieben auch für den auszuführenden Kirchenbau mehr
oder weniger maßgebend. Die Aufteilung des Geländes mit schmaler Straßen-
front und entsprechend größerer Grundstückstiefe, die gemeinsame Scheide-
mauer, der übliche oder gesetzliche Hausabstand (Wich oder Reihe) und die dem
inneren Verkehr dienenden Höfe undHofgassen. Dazu kamen hinsichtlich des freien
nutzbaren Hofraumes, der Licht- und Luftgebung, der Dach- und Bodenent-
wässerung besondere technische Forderungen, die für die Grundriß- und Auf-
nßbildung des Gotteshauses bestimmend waren. Oft mag es sich anfänglich nur
um die Anpassung eines Wohnhauses mit ein- oder angefügter Kapelle für die
Zwecke des Pfarrdienstes gehandelt haben, und weitere Stiftungen ermöglichten
dann eine Ausdehnung des Kirchenraumes, soweit dies der verfügbare Raum
gestattete; häufig mußte dabei auch der anschließende Bau eines Pfarrhauses
ms Auge gefaßt werden. Diesen verschiedenartigen, wechselnden Bedürfnissen
ist bei manchen der überlieferten Pfarrkirchen in ganz eigenartiger, oft muster-
gültiger Weise entsprochen worden, und so entstanden reizvolle Baugebilde, die
nicht weniger unsere Beachtung verdienen als andere, auf städtischen Freiflächen
errichtete, allseitig entwickelte Kirchenbauten. Die Schwierigkeiten der Auf-
gaben drängten geradezu zu besonders geistvollen Lösungen. Was dem Bau-
körper etwa an übersichtlicher Anordnung und einheitlicher Formgebung fehlte,
wurde reichlich aufgewogen durch zweckdienliche Schöpfungen, die der nahen
Beziehung zur örtlichen Umgebung trefflichen Ausdruck verliehen durch vor-
nehme, wenn auch begrenzte Raumgestaltung und durch trauliche und beschau-
liche, von bürgerlichen Heimstätten umzirkte Kirchhöfe, auf denen der einge-
pfarrte Bürger auch seine letzte Ruhe finden konnte.

Die kunstgeschichtliche Bedeutung eingebauter Pfarrkirchen, wozu auch
solche, die auf Eckgrundstücken liegen, zu rechnen sind, ist bisher nicht immer
so gewürdigt worden, wie sie es verdient. Oft vermißt man bei Aufzeichnung
ihres Bestandes zuverlässige Lage- und Grundpläne, die über das Werden und
Wachsen des Gotteshauses inmitten eines abgeschlossenen Wohnbezirkes Auf-
schluß geben können. Auch darf sich die künstlerische Darstellung nicht etwa
auf die Wiedergabe einer „Fassade" beschränken, zumal wenn das Bauwerk
inmitten eines winkeligen, vom Straßenverkehr abliegenden Kirchhofes oder
Kirchgartens ansprechende, stimmungsvolle Erscheinungsformen bietet.
 
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