Nr. 4
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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heim bedachten Glockenturm. Der ost- und nordwärts anschließende Kirch-
garten mit lauschigem Baumwuchs gewährt besonders malerische Ausblicke auf
die vielgestaltigen Bauteile der ehrwürdigen Pfarrkirche, die zu den ältesten
Kölns gehört. — Von der Pfarrkirche Klein-St.-Martin, welche sich ur-
sprünglich bis zur älteren Stadtmauer erstreckte, ist nur der gotische Westturm
erhalten, dessen Glockenstube später das Pfarrgeläut von St. Maria im Kapitol
aufnahm.
Als eines der eigenartigsten und bemerkenswertesten Beispiele ist uns erfreu-
licherweise die Pfarrkirche St. A 1 b a n erhalten geblieben, deren Gründung
urkundlich mindestens in das XII. Jahrh. zurückreicht. Die ältere Anlage des
XIII. bzw. XIV. Jahrh. umfaßte neben einem seitwärts gestellten Westturm eine
kleine dreischiffige Basilika, von der sich noch Mauerteile des Mittelschiffes und
des südlichen Seitenschiffes erhalten haben. (Vgl. Lageplan Abb. 1.) Nach
Ausweis des Mercatorschen Stadtplanes von 1571 (vgl. Abb. 2) wurde das Mittel-
schiffdach überragt von einem südlich an den Turm
anschließenden, mindestens zweigeschossigen West-
bau, während die Sakristei (Gerkammer) ost-
wärts in den Kirchhof vorsprang. Nachdem im
Jahre 1633 Mittelschiff und Chor kleinere Um-
gestaltungen erfahren, erfolgte in den Jahren
1668—1672 ein durchgreifender Anbau, durch
den die kleine mittelalterliche Kirche zu einer weit-
räumigen Halle mit schönen lichtvollen, Durch-
blicken erweitert worden ist4. Zu dem Zwecke
wurde der verfügbare Hofraum mit der durch-
gehenden Gasse möglichst ausgenutzt. Straßen-
wärts, vom Quatermarkt aus, wird die im Jahre
1895—1896 neu aufgeführte Schauseite durch den
Mittelgiebel, den Turmaufbau und Dachreiter be-
herrscht. Nach Osten tritt die plastisch gegliederte
Chorseite, aus dem engen Lichthofe aufsteigend,
Erscheinung. Anläßlich des Abbruches und Neubaues des Hauses Martinstr. 37
(im Jahre 1908) gewann man in dem östlichen Hof räum einen überraschend
schönen Einblick, der im Bilde festzuhalten versucht ist. (Vgl. Tafelbild.) Die
künstlerische Wirkung wird hier mit einfachen Baumitteln erreicht: Ziegel-
mauerwerk mit sehr sparsamen Werkstücken (Trachyt) an Fenster, Maßwerk
und Pfeilerecken, Dächer und Rinnenwand in ortsüblicher \Veise mit Schiefer
gedeckt; nach der nördlichen schmalen Hofgasse sind den Stützpfeilern Spann-
bögen vorgelegt. Leider ist bei Ausführung des genannten Neubaues, der ohne-
hin durch nachbarliche Übergriffe stark beeinträchtigte Hofraum durch un-
mittelbares Vorschieben eines Seitenflügels um etwa 2 m noch weiter einge-
schränkt worden, was sich zugunsten baurechtlicher und technischer Sicherung
des geschichtlichen Bauwerkes wohl hätte vermeiden lassen.
Die eingebauten Pfarrkirchen, wie sie uns vorwiegend in älteren Stadtbe-
zirken überliefert sind, können naturgemäß nur aus ihrer örtlichen Lage und dem
D: <^ortz:fnir4 knu|/hnyjs
F.- 2,-. /Ibflfn •
H°I57-1
Abb. 2. Schaubild nach A. Mercator.
besonders ausdrucksvoll in die
4 Vgl. Kunstdenkmäler der Stadt Köln, 1. Bd. IV. Fig. 1—6.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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heim bedachten Glockenturm. Der ost- und nordwärts anschließende Kirch-
garten mit lauschigem Baumwuchs gewährt besonders malerische Ausblicke auf
die vielgestaltigen Bauteile der ehrwürdigen Pfarrkirche, die zu den ältesten
Kölns gehört. — Von der Pfarrkirche Klein-St.-Martin, welche sich ur-
sprünglich bis zur älteren Stadtmauer erstreckte, ist nur der gotische Westturm
erhalten, dessen Glockenstube später das Pfarrgeläut von St. Maria im Kapitol
aufnahm.
Als eines der eigenartigsten und bemerkenswertesten Beispiele ist uns erfreu-
licherweise die Pfarrkirche St. A 1 b a n erhalten geblieben, deren Gründung
urkundlich mindestens in das XII. Jahrh. zurückreicht. Die ältere Anlage des
XIII. bzw. XIV. Jahrh. umfaßte neben einem seitwärts gestellten Westturm eine
kleine dreischiffige Basilika, von der sich noch Mauerteile des Mittelschiffes und
des südlichen Seitenschiffes erhalten haben. (Vgl. Lageplan Abb. 1.) Nach
Ausweis des Mercatorschen Stadtplanes von 1571 (vgl. Abb. 2) wurde das Mittel-
schiffdach überragt von einem südlich an den Turm
anschließenden, mindestens zweigeschossigen West-
bau, während die Sakristei (Gerkammer) ost-
wärts in den Kirchhof vorsprang. Nachdem im
Jahre 1633 Mittelschiff und Chor kleinere Um-
gestaltungen erfahren, erfolgte in den Jahren
1668—1672 ein durchgreifender Anbau, durch
den die kleine mittelalterliche Kirche zu einer weit-
räumigen Halle mit schönen lichtvollen, Durch-
blicken erweitert worden ist4. Zu dem Zwecke
wurde der verfügbare Hofraum mit der durch-
gehenden Gasse möglichst ausgenutzt. Straßen-
wärts, vom Quatermarkt aus, wird die im Jahre
1895—1896 neu aufgeführte Schauseite durch den
Mittelgiebel, den Turmaufbau und Dachreiter be-
herrscht. Nach Osten tritt die plastisch gegliederte
Chorseite, aus dem engen Lichthofe aufsteigend,
Erscheinung. Anläßlich des Abbruches und Neubaues des Hauses Martinstr. 37
(im Jahre 1908) gewann man in dem östlichen Hof räum einen überraschend
schönen Einblick, der im Bilde festzuhalten versucht ist. (Vgl. Tafelbild.) Die
künstlerische Wirkung wird hier mit einfachen Baumitteln erreicht: Ziegel-
mauerwerk mit sehr sparsamen Werkstücken (Trachyt) an Fenster, Maßwerk
und Pfeilerecken, Dächer und Rinnenwand in ortsüblicher \Veise mit Schiefer
gedeckt; nach der nördlichen schmalen Hofgasse sind den Stützpfeilern Spann-
bögen vorgelegt. Leider ist bei Ausführung des genannten Neubaues, der ohne-
hin durch nachbarliche Übergriffe stark beeinträchtigte Hofraum durch un-
mittelbares Vorschieben eines Seitenflügels um etwa 2 m noch weiter einge-
schränkt worden, was sich zugunsten baurechtlicher und technischer Sicherung
des geschichtlichen Bauwerkes wohl hätte vermeiden lassen.
Die eingebauten Pfarrkirchen, wie sie uns vorwiegend in älteren Stadtbe-
zirken überliefert sind, können naturgemäß nur aus ihrer örtlichen Lage und dem
D: <^ortz:fnir4 knu|/hnyjs
F.- 2,-. /Ibflfn •
H°I57-1
Abb. 2. Schaubild nach A. Mercator.
besonders ausdrucksvoll in die
4 Vgl. Kunstdenkmäler der Stadt Köln, 1. Bd. IV. Fig. 1—6.