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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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Wurm, Alois: Die Kunstrichtungen der römischen Wandmalerei zu Beginn des VIII. Jahrh.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0109

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Nr. 6 7

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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legt, deren farbige Striche und Strichlagen den Gesamteindruck entscheiden.
Eine Tendenz zum Parallelismus einerseits, zur Längung anderseits scheint in
dem Stilgefühl dieser Richtung zu liegen, die bald mit härteren geraden Strichen
wie in dem Fragment einer Madonna mit Engeln (T. 166, 3), bald mit leichter
und biegsamer geschwungenen arbeitet, wie in der Höllenfahrt Christi im Durch-
gang zur Palatinsrampe an S. Maria Antiqua (T. 168, 2).

Die h. Anna mit der kleinen Maria an der rechten Wand von S. Maria Anti-
qua (T. 159 — s. Tafelbild) gibt Wilpert dem Meister des Andreas. Ich kann
nicht wagen, soweit zu gehen. Die energische Faust dieses Meisters hat hier nicht



Abb. 3.

Verkündigung. S. Maria Antiqua.

Von Johannes VII. (705).

Abb. 4. Hl. Demetrius.

S. Maria Antiqua.
Von Martin 1.(649).

gewaltet. Es ist hier alles viel weicher, weniger sicher und bestimmt. Man sehe
nur, mit wie vorzüglichen und ganz freien Mitteln der Andreasmeister eine Augen-
partie modelliert und mit Leben erfüllt! Der Künstler der h. Anna verfährt da-
gegen, wiewohl nicht unfrei im Strich, doch mit einer dekorativen Nebenabsicht.
Es wäre z. B. ganz undenkbar, daß der Andreasmeister einen Lidzug zu einem
förmlichen dekorativen Schnörkel ausgebildet hätte, wie es hier in der Partie des
rechten Auges geschehen ist. Es wäre undenkbar, daß der Maler, der mit so guter
Naturkenntnis und so kräftig einen Kopf mit seinen Teilen zu modellieren sich
gedrängt fühlte, nun eine rein schematische Hand wie die der h. Anna sich er-
lauben würde. Der Unterschied geht aber durch. Er erstreckt sich auch auf die
Farbe und Technik. Der Meister der h. Anna zeigt sich von der neuen Bewegung
zur Farbenfreudigkeit erheblich mehr ergriffen als sein Kollege. Sein lichtes
 
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