104
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 6/7
Säulen abgestützt. Der Baldachin steht rechtwinklig und achsial hinter dem Altar.
Dieser ist aus Quadern aufgemauert, seine Vorderseite von vierpassigen Fenster-
chen durchbrochen; die Tiefendimension des Altars ist offenbar übertrieben.
Auf der abgeschrägten Platte ist ein als glatter rechteckiger Mauerklotz gebildetes
Retabel errichtet, das mit einer vermutlich metallenen Bekleidung versehen war.
Wie das neben dem Altar skizzierte Abbruchmaterial und das in das Bild
hereinragende Laubwerk schließen lassen, ist die Zeichnung nach bereits teil-
weisem Abbruch des Chores der Adelphikirche in dessen Ruinen angefertigt.
1822 erfolgte der Verkauf des Chores
an den Neuweiler Bürger Anton Feyler,
der ihn im Laufe der folgenden Jahre
abbrechen ließ. Einer Angabe vom
Jahre 1843 zufolge wäre der Chor
erst 1826 niedergelegt worden. Daß
die Ruinen noch einige Zeit nach dem
Verkauf aufrecht standen, zeigt eine
für unsere Kenntnis dieses beachtens-
werten Chorbaues äußerst wertvolle
Lithographie in dem oben zitierten,
1828 erschienenen Werk von Schweig-
häuser und Golbery. Damals, 1828,
war aber bereits das Adelphigrab an
seinem heutigen Platz aufgestellt, da
es so eine andere Lithographie (PI. 31)
bei Schweighäuser und Goldbery zeigt.
Unsere Skizze muß also in die Zeit
zwischen 1822 und 1828 fallen5.
Wesentlich ist nun, daß wir aus
dieser Zeichnung die Tatsache entneh-
men können, daß es sich bei dem
Adelphialtar um einen Reliquien-
sarkophag - Altar handelte, wie
solche zur Zeit der frühen Gotik sehr
beliebt waren, jetzt aber nur noch in
wenigen Exemplaren vorhanden sind.
Als mit dem Ausgang der romanischen
Periode die Krypten mehr und mehr außer Gebrauch kamen, wurde es üblich, die
Reliquien besonders hochverehrter Märtyrer im Chor hinter dem Hochaltar in
einer Art Tabernakel aufzustellen und so den Gläubigen sichtbar zu machen.
8 Die bei der Einordnung der keine Signatur tragenden Skizze in die Bestände des Denk-
mälerarchivs auf den Karton darunter gesetzte Bezeichnung: gez. von Cron Architekt 1857
(vgl. auch W o 1 f f , Verzeichnis der Pläne u. Ansichten im Denkmalarchiv Straßburg, S. 175,
Nr. 1470) kann demnach nicht zutreffen, jedenfalls nicht hinsichtlich der Jahreszahl. Die
zarte saubere Ausführung der Skizze entspricht zwar den übrigen von Crons Hand aus den
Jahren 1840 bis 1857 im Denkmalarchiv vorhandenen Zeichnungen. Er mag also diese ent-
weder in früheren Jahren angefertigt oder nach einer älteren Vorlage kopiert haben. Cron
war an den Instandsetzungsarbeiten der beiden Neuweiler Kirchen und verschiedener
anderer Kirchenbauten im Kreise Zabern um die Mitte des XIX. Jahrh. beteiligt.
Abb. 4.
Innere Wandarkade der westlichen Giebelmauer des
Straßburger Münsters.
<Nadi Siraßburger Münsterblatt VI.)
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 6/7
Säulen abgestützt. Der Baldachin steht rechtwinklig und achsial hinter dem Altar.
Dieser ist aus Quadern aufgemauert, seine Vorderseite von vierpassigen Fenster-
chen durchbrochen; die Tiefendimension des Altars ist offenbar übertrieben.
Auf der abgeschrägten Platte ist ein als glatter rechteckiger Mauerklotz gebildetes
Retabel errichtet, das mit einer vermutlich metallenen Bekleidung versehen war.
Wie das neben dem Altar skizzierte Abbruchmaterial und das in das Bild
hereinragende Laubwerk schließen lassen, ist die Zeichnung nach bereits teil-
weisem Abbruch des Chores der Adelphikirche in dessen Ruinen angefertigt.
1822 erfolgte der Verkauf des Chores
an den Neuweiler Bürger Anton Feyler,
der ihn im Laufe der folgenden Jahre
abbrechen ließ. Einer Angabe vom
Jahre 1843 zufolge wäre der Chor
erst 1826 niedergelegt worden. Daß
die Ruinen noch einige Zeit nach dem
Verkauf aufrecht standen, zeigt eine
für unsere Kenntnis dieses beachtens-
werten Chorbaues äußerst wertvolle
Lithographie in dem oben zitierten,
1828 erschienenen Werk von Schweig-
häuser und Golbery. Damals, 1828,
war aber bereits das Adelphigrab an
seinem heutigen Platz aufgestellt, da
es so eine andere Lithographie (PI. 31)
bei Schweighäuser und Goldbery zeigt.
Unsere Skizze muß also in die Zeit
zwischen 1822 und 1828 fallen5.
Wesentlich ist nun, daß wir aus
dieser Zeichnung die Tatsache entneh-
men können, daß es sich bei dem
Adelphialtar um einen Reliquien-
sarkophag - Altar handelte, wie
solche zur Zeit der frühen Gotik sehr
beliebt waren, jetzt aber nur noch in
wenigen Exemplaren vorhanden sind.
Als mit dem Ausgang der romanischen
Periode die Krypten mehr und mehr außer Gebrauch kamen, wurde es üblich, die
Reliquien besonders hochverehrter Märtyrer im Chor hinter dem Hochaltar in
einer Art Tabernakel aufzustellen und so den Gläubigen sichtbar zu machen.
8 Die bei der Einordnung der keine Signatur tragenden Skizze in die Bestände des Denk-
mälerarchivs auf den Karton darunter gesetzte Bezeichnung: gez. von Cron Architekt 1857
(vgl. auch W o 1 f f , Verzeichnis der Pläne u. Ansichten im Denkmalarchiv Straßburg, S. 175,
Nr. 1470) kann demnach nicht zutreffen, jedenfalls nicht hinsichtlich der Jahreszahl. Die
zarte saubere Ausführung der Skizze entspricht zwar den übrigen von Crons Hand aus den
Jahren 1840 bis 1857 im Denkmalarchiv vorhandenen Zeichnungen. Er mag also diese ent-
weder in früheren Jahren angefertigt oder nach einer älteren Vorlage kopiert haben. Cron
war an den Instandsetzungsarbeiten der beiden Neuweiler Kirchen und verschiedener
anderer Kirchenbauten im Kreise Zabern um die Mitte des XIX. Jahrh. beteiligt.
Abb. 4.
Innere Wandarkade der westlichen Giebelmauer des
Straßburger Münsters.
<Nadi Siraßburger Münsterblatt VI.)