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Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

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108

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 6/7

von Einzelheiten, die den sorgsamen
Forscher verraten. — Was über das Stift,
seine Pröpste, Dechanten und sonstigen Be-
amten, über die Patronate, Güter und Ein-
künfte angeführt wird, beruht auf den sorg-
samsten Untersuchungen. — Die Pfarre,
die alte bis 1803, mit ihren Einrichtungen
wird eingehend beschrieben, desgleichen
ihre EntWickelung seit dieser Zeit — Der
Hauptwert wird aber auf die Kirche,
ihre Baugeschichte und Baubeschreibung
gelegt, namentlich auf die Darlegung ihrer
Innenausstattung, welche an der
Hand von einem halben Hundert guter
Lichtdrucke behandelt werden, unter Be-
nutzung alter Urkunden, neuer Notizen und
Beschreibungen. — Um Altäre und Sakra-
mentshäuschen, um Chorgestühl und Bänke
und Schränke, um Grabdenkmäler, Epi-
taphien, Statuen, um Wand- und Tafel-
gemälde, um Reliquiare zum Teil kostbarster
Art, die unsere Zeitschrift des öfteren be-
schäftigt haben, handelt es sich, und überall
merkt man es der Beschreibung an, daß
Kenntnis und Empfindung gleichmäßig bei
ihr beteiligt sind mit dem Erfolge kunst-
geschichtlicher Förderung und volkstüm-
licher Belehrung. — Auf letztere kommt es
dem Verfasser vornehmlich an, und diesen
Zweck hat er vollkommen erreicht, so daß
eine ähnliche Behandlung auch anderen
Kölner Kirchen zu gönnen wäre, nament-
lich St. Ursula, St. Cunibert, St. Gereon, die
ähnlicher Popularität sich erfreuen. S.

Die Architektur des Gral-
tempels im Jüngeren Titurel
von Bianca Röthlisberger. —
Francke in Bern 1917. — M. 3.
Die phantasievolle Beschreibung des Gral-
tempels durch Albrecht von Scharffenberg
aus der 2. Hälfte des XIII. Jahrh. ist zuerst,
im Banne der Romantik, auf die sie zauber-
haft wirkte, von Sulpiz Boisseree geprüft
worden, unter Beifügung von drei (vorge-
schlagenen) Abbildungen: Grundriß, Auf-
riß, Durchschnitt, in frühgotischen Formen.
— Später haben namentlich Droysen und
Zarncke dieser (literargeschichtlichen) Frage
sich gewidmet. —Auf diesen durchweg geist-
vollen Deutungen und Kombinationen fußt
kritisch die Verfasserin und versucht die
Konstruktion des sagenhaften Bauwerks,
aus deren Wortlaut der Dichtung und dem

Geiste der Zeit, d. h. den Formen ihrer Ar-
chitektur, unter Beigabe der drei Zeichnun-
gen Boisserees sowie des Grundrisses der
frühgotischen Trierer Liebfrauenkirche, die
gern für den Zentralbau des Graltempels als
Muster betrachtet wird. — Der letzteren
Standort, Grundriß, Außenbau, Innenbau,
Bauzeit, Stil, Vorbild werden eingehend ge-
prüft und neue Gesichtspunkte geboten in
kritischer Würdigung der von Boisseree und
den anderen Erklärern aufgestellten Behaup-
tungen und Vermutungen. — So wird das
von Geheimnissen umgebene Projekt der
Deutung näher gebracht, wobei natürlich, bei
dessen phantasievoller Gestaltung, noch
manche Rätsel übrig bleiben, zu deren Lösung
die Worterklärung der Dichtung und ihre
Anwendung auf die zeitgenössischen Archi-
tekturformen zusammen wirken müssen, na-
mentlich die Ergründung der Typen, denen
der Verfasser des Jüngeren Titurel die Richt-
linien für seinen komplizierten Tempelbau
vornehmlich verdankte. S.

Der Wehrstand im Volksmund.
Eine Sammlung von Sprichwörtern, Volks-
liedern, Kinderreimen und Inschriften an
deutschen Waffen und Geschützen. Mit
9 Holzschnitten von Jost Amman
1573. Militärische Verlagsanstalt in Mün-
chen 1917. — M. 3.

Text und Bildwerk vereinigen sich hier
zu einem Prachtband, dessen berühmte Lands-
knechts-Medaillons zu den Schwabacher
Lettern und ihren Verzierungen eine unge-
mein gefällige, für unsere Tage besonders
ansprechende Illustration bilden.

Was das deutsche Volk in den letzten Jahr-
hunderten über das Soldaten- und Kriegs-
leben an Ernstem und Ergötzlichem, an Sin-
nigem und Packendem in Redewendungen
und Sprachformen, in Gedichten und Liedern
in Reimen und Knittelversen ersonnen und
festgelegt hat zu allgemeiner Belehrung und
Erheiterung, in hoch- und plattdeutscher
Sprache, wird hier in kostbarer Auslese ge-
boten, die für jeden etwas Ergreifendes hat.
Für das Auge ein Genuß, für das Ohr eine
Wonne, für das Gemüt eine wahre Er-
frischung, für die Lachmuskeln eine, will-
kommene Anregung, so daß man diese Äuße-
rungen unbefangenen Denkens und echter
Vaterlandsliebe gerne öfters liest, als eine
Quelle stets sich erneuernder Befriedigung.

S.


 
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