Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 30.1917

DOI article:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4334#0154

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hand einer dort befindlichen Barockfigur mit
dem glockentragenden Teufel, in seiner legen-
darischen Bedeutung vorgeführt. — Das
äußerlich, wie im Innern ungewöhnlich
schmucke Büchlein hat einen lehrhaften, aber
auch seinen rührhaften, weil das Gemüt be-
friedigenden Wert, zumal jetzt unter dem
Eindrucke der Glockenentführungen, als einer
besonders harten Folge des Krieges. S.

Die künstlerische Betätigung
des Tessiner Volkes und ihr
geschichtlicher Wert. Von
Francesco C h i e s a. Aus dem Italie-
nischen übersetzt von E. Mewes-Beha. —
59 Lichtdrucktafeln und 18 Seiten Text in
Mappe. — Orell-Füßli in Zürich. — 20 Fr.
Dem berühmten Dichter der italienischen
Schweiz ist dieses glänzende Werk zu danken,
welches in vorzüglichen (durch Ahnari in
Florenz ausgeführten) Lichtdrucken und
kurzen, die künstlerische Eigenart der Tessi-
ner Bildhauer und Architekten beschreiben-
den Erklärungen besteht, also nicht in
der Beschreibung der abgebildeten, über ganz
Italien zerstreuten hervorragenden Denk-
mäler: der Kathedralen und sonstigen Kir-
chen, der Paläste und Grabmonumente, die
ohnehin weltbekannt sind. — Dem Ver-
fasser kommt es vielmehr darauf an, zu be-
richten über die heimischen Künstlerfamilien,
aus denen die großen Meister hervorgegangen
sind, vomXIII. bis insXVIII. Jahrh , nament-
lich aber auch die intimen Werke zu schil-
dern, die von kleinen Meistern in den Dörfern
der Heimat geschaffen sind mit dem poe-
tischen Duft, der auf ihnen ruht. Auf die
kleinen Kirchen und die tessinischen Häuser,
den Reiz, der im Ortsbild ;hnen beiwohnt,
legt der Verfasser besonderen Wert, auf ihre
Tore und Türme und Loggien, auf die
Stuck- und Graffitofriese, die sie schmücken,
auf die Gemälde, die sie beleben aus der spät-
gotischen Zeit bis zum Schluß des so man-
nigfaltigen Barocks. Was diese einfachen
Dorfbauten mit ihren Straßen und Plätzen
und Gängen an schlichter Eigenart und
warmer Poesie bieten, weiß der Verfasser
anmutig zu schildern, so daß neben den
höchsten Kunstleistungen, welche die Hei-
mat nur in wenigen Exemplaren aufweist,
die kleinen einfachen, zahlreich erhaltenen
Gebilde voll zur Geltung kommen, nicht
zwar durch Zeichnungen, aber durch Schilde-
rungen, welche diese Seite der künstlerischen
Wirkungen" eindrucksvoll betonen, wahre
Heimats- echte Volkskunst. S.

Hessen-Kunst. Jahrbuch für Kunst-
und Denkmalpflege in Hessen und im
Rhein-Main-Gebiet. Begründet und her-
ausgegeben von Christian Rauch.
XII. Jahrg., mit Bildschmuck von Otto
Ubbellohde. — Elwert in Marburg. M. 2.
Dieser Kalender behauptet sich als reich
und gut illustriertes Heimatsbuch in seiner
ganzen Gediegenheit und Frische. — Die
einzelnen Monate haben eine zumeist auf den
Krieg gestimmte Bekrönung und eine Tafel
mit Kunst- oder Naturdenkmal in kräftiger
Zeichnung. — Die durchaus selbständigen
Aufsätze behandeln an der Hand zahlreicher
Abbildungen alte wie neue Kunst: zuerst
K ü c h den neuentdeckten Kruzifixus
von Caldern, einem Dorfe bei Marburg,
dessen Lettnermeister ihn in der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrh. ausgeführt hat, als
ebenso tüchtiger, wie fleißiger, daher weithin
auch am Rhein und in Westfalen tätiger, hier
eingehend gewürdigter Bildhauer. — Dem
1915 in den Karpathen gefallenen talent-
vollen Marburger Maler Max Hoff mann
setzt sein Freund Hamann ein Ehrendenk-
mal, unter Beifügung mehrerer Porträtbilder.

— Dem ebenfalls durch den Krieg seiner
ungemein regen und geschickten Bautätigkeit
entrissenen, aus Marburg stammenden Ar-
chitekten Otto Doerbecker (von dem
dessen Bruder Karl das energische Kopfbild-
nis beifügt) widmet W l 1 d e m a n eine durch
mehrere große Bauten illustrierte Erinnerung.

— Das wenig gekannte altertümliche Städt-
chen S c h 1 i t z in Oberhessen erfährt durch
K n o d t hinsichtlich seiner malerischen
Kirchen- und Profanbauten eine sehr an-
sprechende Beschreibung; und-den Schluß
bildet ein Aufsatz des unermüdlichen Mainzer
Sammlers Klingelschmitt, der den
lange etwas vernachlässigten mittelalterlichen
Kunstwerken, namentlich den plastischen,
des Mittelrheines zu neuem Ruhme verhilft
durch frappante Entdeckungen und Nach-
weise. Hier handelt es sich um „ein über-
sehenes Werk Hans Back-
off ens", des bekannten Schöpfers der
spätgotischen Kreuzigungsgruppe am Frank-
furter Dom, um einen Kruzifixus in der
Petruskirche zu Mainz, der eine feine Ana-
lyse erfährt.

Also eine Fülle reicher, weit über den
Ursprungskreis beachtenswerter Gaben, die,
zumal mit den Dutzenden von Abbildungen,
zu ungemein wohlfeilem Preise geboten wer-
den, s.
 
Annotationen