dem Heiland erhebt sich das Kreuz, um das Werkzeuge und Erinnerungen des
Leidens Christi gruppiert sind, so Geißel und Rute, Würfel, Speer und Schwamm,
Hammer und Zange, die Büste von Judas mit dem Geldsack um den Hals und
auf dem rechten Kreuzbalken der Hahn Petri. Noch steht ans Kreuz angelehnt
eine lange Leiter auf dem Altare und rechts davon bis zur Höhe Christi heran-
reichend die mit einem Strick umwundene Geißelsäule. Zwei trauernde Engel
schweben über der Gruppe.
Was ist nun der Sinn dieser Darstellung und woher nahm sie ihren Ursprung ?
Anscheinend ist man bisher über den Gegenstand allzuleichten Schrittes hinweg-
gegangen und hat er trotz der Häufigkeit seines Vorkommens noch nicht die aus-
reichende Würdigung erfahren. Eine Hauptschwierigkeit für die ikonographische
Untersuchung der Gregonusmesse liegt darin, daß in ihr nicht ein genau fest-
stehendes geschichtliches oder dogmatisches Faktum, sondern der bild- und bieg-
same Stoff des Volksglaubens und einer volkstümlichen Andacht zur Veranschau-
lichung gelangt.
Die bisherigen Erklärer der künstlerischen Darstellung der Gregoriusmesse
glauben die literarische Quelle dieser Darstellung in zwei Legenden erblicken zu
dürfen. Die eine wird von Gregor selbst in seinen Dialogen (IV, 55), die andere
von seinem Biographen Paulus Diakonus (Migne, P. L. LXXV, 52) erzählt. In
der ersteren handelt es sich um einen Mönch und Arzt Justus vom St. Andreas-
kloster auf dem Mons Cölius, der sich gegen das Armutsgelübde versündigt
hatte. Er wurde deshalb der Fürbitte seiner Brüder beraubt, kein Psalter wurde
für ihn gebetet, keine Messe gelesen. Am dreißigsten Tage empfindet aber Gregor
Mitleid mit dem Verstorbenen und ordnet an, daß nun durch dreißig Tage für
ihn eine heilige Messe gelesen werde. Nach Umlauf dieser Tage erscheint Justus
seinem Bruder Kopiosus und meldet ihm seine Erlösung'. Die andere Legende
erzählt von einer römischen Matrone, welcher der hl. Gregor die Kommunion
reichen wollte. Als dieser die Worte sagte: Corpus Domini nostri Jesu Christi,
begann die Frau zu lachen, da sie in der dargereichten Hostie einen Teil der von
ihrer eigenen Hand bereiteten und in der Kirche geopferten Oblationen erkannte.
Auf das Gebet des Papstes verwandelte sich aber die Hostie in ein blutiges Finger-
glied, wodurch die Frau wie das anwesende Volk in ihrem Glauben an das hl.
Sakrament bestärkt wurden.
Auf die eine oder andere dieser Legenden oder beide zugleich wird der Ursprung
der Gregoriusmesse zurückgeführt von W. L. Schreiber', H. Detzel", H Bergner4,
F. Leitschuh0 u. a. In der Tat fehlt es nicht an bildlichen Darstellungen, in denen
auf die Befreiung einer Seele aus dem Ort der Pein durch die vom hl. Gregor
vollzogene Opferfeier Bezug genommen ist. Auch wird bei späten Verwendungen
des Motivs der Gregoriusmesse zuweilen angespielt auf das Geheimnis des hei-
ligen Altarssakraments. Aber es ist mir bisher kein einziges Bildwerk bekannt
1 Vgl. Joannis Diac. S. Gregorii. M.Vita, Migne, P. L. LXXV 68 und A. Franz,
Die Messe im deutschen Mittelalter, Freiburg 1902, 245. ,
"W. L. Schreiber, Manuel de l'amateur de la gravure sur bois et sur metal, Berlin
1892, II p. 91.
8 H. Detzel, Christi. Ikonographie, Freiburg 1894, I 456.
' H. B e r g n e r , Handbuch der kirchl. Kunstaltertümer in Deutschland, Leipzig 1905, 546.
5 F. L e i t s c h u h im Kirchl. Handlexikon von M. Buchberger I, 1786.
Leidens Christi gruppiert sind, so Geißel und Rute, Würfel, Speer und Schwamm,
Hammer und Zange, die Büste von Judas mit dem Geldsack um den Hals und
auf dem rechten Kreuzbalken der Hahn Petri. Noch steht ans Kreuz angelehnt
eine lange Leiter auf dem Altare und rechts davon bis zur Höhe Christi heran-
reichend die mit einem Strick umwundene Geißelsäule. Zwei trauernde Engel
schweben über der Gruppe.
Was ist nun der Sinn dieser Darstellung und woher nahm sie ihren Ursprung ?
Anscheinend ist man bisher über den Gegenstand allzuleichten Schrittes hinweg-
gegangen und hat er trotz der Häufigkeit seines Vorkommens noch nicht die aus-
reichende Würdigung erfahren. Eine Hauptschwierigkeit für die ikonographische
Untersuchung der Gregonusmesse liegt darin, daß in ihr nicht ein genau fest-
stehendes geschichtliches oder dogmatisches Faktum, sondern der bild- und bieg-
same Stoff des Volksglaubens und einer volkstümlichen Andacht zur Veranschau-
lichung gelangt.
Die bisherigen Erklärer der künstlerischen Darstellung der Gregoriusmesse
glauben die literarische Quelle dieser Darstellung in zwei Legenden erblicken zu
dürfen. Die eine wird von Gregor selbst in seinen Dialogen (IV, 55), die andere
von seinem Biographen Paulus Diakonus (Migne, P. L. LXXV, 52) erzählt. In
der ersteren handelt es sich um einen Mönch und Arzt Justus vom St. Andreas-
kloster auf dem Mons Cölius, der sich gegen das Armutsgelübde versündigt
hatte. Er wurde deshalb der Fürbitte seiner Brüder beraubt, kein Psalter wurde
für ihn gebetet, keine Messe gelesen. Am dreißigsten Tage empfindet aber Gregor
Mitleid mit dem Verstorbenen und ordnet an, daß nun durch dreißig Tage für
ihn eine heilige Messe gelesen werde. Nach Umlauf dieser Tage erscheint Justus
seinem Bruder Kopiosus und meldet ihm seine Erlösung'. Die andere Legende
erzählt von einer römischen Matrone, welcher der hl. Gregor die Kommunion
reichen wollte. Als dieser die Worte sagte: Corpus Domini nostri Jesu Christi,
begann die Frau zu lachen, da sie in der dargereichten Hostie einen Teil der von
ihrer eigenen Hand bereiteten und in der Kirche geopferten Oblationen erkannte.
Auf das Gebet des Papstes verwandelte sich aber die Hostie in ein blutiges Finger-
glied, wodurch die Frau wie das anwesende Volk in ihrem Glauben an das hl.
Sakrament bestärkt wurden.
Auf die eine oder andere dieser Legenden oder beide zugleich wird der Ursprung
der Gregoriusmesse zurückgeführt von W. L. Schreiber', H. Detzel", H Bergner4,
F. Leitschuh0 u. a. In der Tat fehlt es nicht an bildlichen Darstellungen, in denen
auf die Befreiung einer Seele aus dem Ort der Pein durch die vom hl. Gregor
vollzogene Opferfeier Bezug genommen ist. Auch wird bei späten Verwendungen
des Motivs der Gregoriusmesse zuweilen angespielt auf das Geheimnis des hei-
ligen Altarssakraments. Aber es ist mir bisher kein einziges Bildwerk bekannt
1 Vgl. Joannis Diac. S. Gregorii. M.Vita, Migne, P. L. LXXV 68 und A. Franz,
Die Messe im deutschen Mittelalter, Freiburg 1902, 245. ,
"W. L. Schreiber, Manuel de l'amateur de la gravure sur bois et sur metal, Berlin
1892, II p. 91.
8 H. Detzel, Christi. Ikonographie, Freiburg 1894, I 456.
' H. B e r g n e r , Handbuch der kirchl. Kunstaltertümer in Deutschland, Leipzig 1905, 546.
5 F. L e i t s c h u h im Kirchl. Handlexikon von M. Buchberger I, 1786.