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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Aus der Werkstatt der Altenberger Kreuzgangfenster
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0044

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Nr. 3____________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.___________33

AUS DER WERKSTATT DER ALTEN-
BERGER KREUZGANGFENSTER.

(Mit Tafel I und 2 Abbildungen.)

Im XX. Jahrgang dieser Zeitschrift (Sp. 33/34) hat Schnütgen eine Rundscheibe
mit der Darstellung der Verkündigung besprochen, die er dem Kunstgebiet
des Niederrheins zuweisen möchte. Vor allem denkt er dabei an eine wesent-
liche Beeinflussung der Scheibe durch den Kupferstecher FVB (Franz von Bocholt ?)
oder den Maler Jan Jost von Kaikar. Maßgebend für die Zuweisung der Scheibe
ist nicht zuletzt ihre Herkunft aus altem Werdener Privatbesitz gewesen. Der
rundort darf allerdings bei einem so kleinen, leichtbeweglichen Gegenstand
nicht ausschlaggebend sein. Tatsächlich ist auch die Scheibe nicht im Gebiet
ihres Fundorts geschaffen, sondern ihre Geburtsstätte ist Köln; und zwar zeigt
sie sehr nahe Verwandtschaft mit den Altenberger Kreuzgangfenstern (s. Tafel I).
Diese Fenster sind in der Zeit von 1505 bis kurz nach 1532 geschaffen
worden. Teilweise gehen ihre Entwürfe auf den Meister von St. Severin zurück,
dessen Werkstatt und Nachfolger wesentlichen Anteil an den Glasgemälden
haben. Wenn sich auch offenbar an dem sehr umfangreichen Werke viele Hände
drei Jahrzehnte lang gerührt haben, so können technisch und künstlerisch die
letzten Fenster des Zyklus ihren Zusammenhang mit den ersten Schöpfungen
doch nicht verleugnen, so daß man mit gutem Recht von einer Werkstatt der
Altenberger Kreuzgangfenster sprechen kann. In den Jahren ihrer Herstellung
vollzieht sich in Köln der Übergang von der Gotik zur Renaissance. Der Ab-
schied von der Gotik ist den Kölner Meistern nicht leicht geworden. Dem
germanischen Geiste ist die Renaissance im Grunde immer wesensfremd geblieben,
darum hat sich ihr gegenüber die Tradition der Gotik in Einzelheiten lange
Zeit zäh und lebendig behaupten können. Die Werkstatt der Altenberger Fenster
ist das Bindeglied, das den Zusammenhang zwischen den großen Fenstern im
Nordschiff des Kölner Domes mit den weniger umfangreichen, aber guten
Arbeiten der Renaissance (Woensam v. Worms, Barthel Bruyn) herstellt. Die
Werdener Rundscheibe steht den späteren Arbeiten der Altenberger Werkstatt
am nächsten. Schnütgen hat das bei ihr angewandte technische Verfahren bereits
beschrieben, es entspricht dem auch bei den Altenberger Fenstern geübten. Die
Vorherrschaft des Silbergelbs auf der Rundscheibe ist von Schnütgen besonders
hervorgehoben worden. Die Altenberger Fenster sind farblich und figürlich
reicher gestaltet und haben vor allem noch kräftige Rot- und Blautöne auf-
genommen . Trotzdem ist aber auch bei ihnen das starke überwiegen des Silbergelbs
auffallend und charakteristisch.

Schon das Motiv der Rundscheibe weist nach Köln. Die Darstellung der
Verkündigung ist in der kölnischen Kunst außerordentlich beliebt gewesen.
Indes gegenüber den früheren Auffassungen ist das Medaillon in manchen
Punkten neu und eigenartig.

Sowohl Eei den früheren wie den späteren Fenstern aus Altenberg ist ge-
wöhnlich eine Deutung des dargestellten Vorgangs durch ein Schriftband ge-
geben, das gewissermaßen die auftretenden Figuren noch besonders miteinander
verknüpft. Ein solches Band schwingt sich auch auf der Rundscheibe vom Engel
 
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