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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Beitz, Egid: Aus der Werkstatt der Altenberger Kreuzgangfenster
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0045

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34

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 3

durch die Aureole der Taube zu Maria. Zeichnung, Schrift und Abkürzungen
des Bandes entsprechen den Bändern der Kreuzgangfenster vollkommen.

Was die Darstellung der Maria betrifft, so wird sie im allgemeinen bei der
Verkündigung an einem Betpult kniend wiedergegeben. Hier sitzt sie zu den
Füßen des Bettes. In dieser Haltung erinnert sie an ein etwa zwei Jahrzehnte
älteres Bild der hl. Ursula, das der Werkstatt des Meisters von St. Severin ent-
stammt (Abb 1). In bezug auf den Bau des Oberkörpers, die langen, welligen
Locken zu beiden Seiten der Schultern, die Bildung des Gesichts mit der hohen
Stirn ist ein Zusammenhang der Maria mit der Ursula unverkennbar. Es lassen
sich noch zahlreiche Verwandtschaftsmerkmale mit dem Sevennsmeister an-
führen. So findet sich der Kopftypus der Maria mit dem wie eine Kugel

modellierten Vorderkinn, mit
dem kleinen, aber durch die
aufgeworfenen Lippen stark
markierten Mund, mit dem
kräftigen Weiß in den Winkeln
der Augen und mit den etwas
schräg nach oben gezogenen
Brauen schon auf den ältesten
Scheiben des Altenberger Zy-
klus wieder.

Aber die Auffassung der
Maria weist nicht bloß nach
rückwärts. Bei der fast
gleichzeitigen, aber in Farbe
und Zeichnung geflissentlich
reicher gestalteten Verkündi-
gung in St. Peter zu Köln,
die den Altenberger Glas-
gemälden nahe steht, zeigen
die Hände starke Verwandt-
schaftsmerkmale mit den Hän-
den der Maria der Rund-
scheibe. Auch scheinbar un-
bedeutende Einzelheiten der Gewänder, die ähnlich bei einem auf Barthel Bruyn
zurückgeführten Fenster in Berlin auftreten1, bekunden die Verwandtschaft.
Das geometrische Muster am Gewandsaum beider Marien ist fast dasselbe. Das
über dem Gewandsaum noch angebrachte Zackenmuster ist bei beiden Figuren
gleich. Der in einem Kreis ruhende Vierpaß, der am Mantelsaum der Maria
auf der Rundscheibe nur einmal rechts unten sichtbar wird, wiederholt sich am
Saum des Pluviales beim Verkündigungsengel in St. Peter.

Der Engel ist auf der Werdener Scheibe besonders wohlgelungen. Er ver-
leugnet ebenfalls die Kölner Abstammung nicht. Sein Gewand erinnert in der
aufwärtsstrebenden Schleppe und im Faltenwurf stark an die schwebenden
Engel, wie sie z. B. auf den dem Severinsmeister nahestehenden Kreuzigungs-

Abb. 1. Ursula vom Meister von St. Severin. <WalIraf*-Ridiartz»
Museum, Köln.)

1 Abbild, bei H. Schmitz, „Die Glasgemälde d. K. G. M. i. Berlin", 2. Bd. T. 14.
 
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