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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Cohen, Walter: Ein verschollenes und wiedergefundenes Originalgemälde des Meisters von St. Severin
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0099

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Nr. 6/7 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 85

EIN VERSCHOLLENES UND WIEDER-
GEFUNDENES ORIGINALGEMÄLDE
DES MEISTERS VON ST. SEVERIN

(Aus der Festschrift für Alex. Schnütgen, anläßlich seines 70. Geburtstages am 23. Febr. 1913.)

Mit Tafel VI und 1 Abbildung.

Das Schnütgen-Museum besitzt in den beiden großen auf Leinwand ge-
malten Szenen aus dem Leben des hl. Sevenn zwei anerkannte Original-
werke des eigenwilligen Meistars, der nach dem Hauptwerke in der
alten Kölner Pfarrkirche des hl. Sevennus seinen Notnamen empfangen hat.
Die beiden Gemälde „Die Ankunft des Heiligen in Bordeaux" und die „Er-
weckung eines Toten" ergänzen die Reihe der legendarischen Bilder, die sich
— mit dieser einzigen Ausnahme — ungeteilt noch heute in St. Severin befinden.
Ein weit weniger glückliches Schicksal war einer Bilderserie beschieden, die
dem Leben der kölnischen Stadtpatronin St. Ursula gewidmet war. Auch dieser
Zyklus hat sich ehemals in der Severinskirche befunden. In seiner „Geschichte
der Kölner Malerschule" zählt Karl Aldenhoven achtzehn Teilstücke, von der
Geburt der Heiligen bis zur Auffindung ihrer Leiche durch den hl. Kunibert,
auf. In diese achtzehn auf Leinwand gemalte Temperabilder teilen sich heute
acht Besitzer! Vier von ihnen besitzt das Bonner Provinzalmuseum, drei das
Wallraf-Richartz-Museum in Köln, je zwei das Louvre-Museum in Paris und
das Germanische Museum in Nürnberg; eins, ein Doppelbild, ward in das
Londoner South Kensington-Museum verschlagen; von den übrigen befanden
sich im Jahre 1902, als Aldenhovens Buch herauskam, drei in Wiener Privat-
besitz, zwei in Besselich bei Ehrenbreitstein und eines war „unbekannten
Standortes".

Eben dieses Gemälde, das die Rückkehr der Heiligen nach Basel darstellte,
ist dank dem Vermächtnis des in Berlin verstorbenen Fabrikbesitzers Albert
Hauswaldt im Jahre 1911 in das Kaiser-Friedrich-Museum zu Magdeburg
gelangt1. Dem Umstände, daß Direktor Professor Volbehr ihm eine gelungene
Photographie des Bildes schickte, verdankt es der Verfasser, daß er das lange
vermißte Fehlstück der Perlenkette — denn eine solche stellt der Ursula-Zyklus
dar — wieder einfügen kann.

Das Magdeburger Gemälde — vgl. die Tafel — gehörte zu den sieben
Ursula-Bildern, die ehemals aus der Krypta von St. Severin in die 1895 ver-
steigerte Sammlung Neues in Köln kamen. Es wurde bei der Auktion Nelles
zunächst vom Kunsthändler Schall in Baden-Baden erworben. Auf welchem
Wege es in Hauswaldtschen Besitz kam, ist mir nicht bekannt geworden.

Schon ein Blick auf die Abbildung genügt, um die Richtigkeit der von
mir vorgeschlagenen Einordnung zu beweisen. Das Gemälde des Magdeburger
Museums zeigt dieselbe Anordnung unter einem steinernen Bogen, wie er
beispielsweise die vier Bonner Stücke einrahmt. Absichtlich nenne ich die
Gemälde des Rheinischen Provinzialmuseums an erster Stelle, weil es im zehnten

1 s. Der Cicerone (Biermann) III (1911) S. 553.
 
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