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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Witte, Fritz: Apokryphe, legendarische und volkstümliche Elemente in den Weihnachtsbildern des ausgehenden Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0141

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Nr. 9

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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vor Augen (Abb. 4). Die höchsten Effekte suchten spätere Künstler aus diesem
Motive herauszuholen; wir brauchen nur zu verweisen auf Correggios Hl. Nacht,
bei der das vom Christkinde ausgehende Licht als einzige Beleuchtungsquelle für
die Szene in Betracht kommt.

Die bei den Malern übliche Gestaltung des Krippenbildes wurde kurzerhand
auch auf die plastische Dar-
stellung übertragen, sowohl
auf Altären wie auch in
den eigentlichen Krippen-
darstellungen, die szenisch
aufgebaut in Kirchen und
Privathäusern schon früh-
zeitig Aufstellung fanden8.
Bereits um 1370 lassen sich
solche für Holland und die
Nachbarländer nachweisen.

Interessant ist der Be-
richt über eine leider zer-
störte, in prächtigem Gold-
schmiedewerk aus Gold her-
gestellte Krippe, die der
Bischof David von Burgund
1489 an den Dom zu Utrecht
schenkte. In dem goldenen,
von einem goldenen Zaun
umschlossenen Stall saß
Maria mit dem Kinde, hinter
ihr Ochs und Esel, und neben
ihr der hl. Josef mit der Kerze
in der Hand. Außerdem wa-
ren vertreten die ebenfalls
in Gold getriebenen Figuren
der heiligen drei Könige in
Prunkgewändern „mit Edel-
steinen geschmückt", meh-
rere Hirten mit Schafen und
Dudelsäcken. Unter dem
Dache glänzten sechs Dia-
manten, acht Rubinen und
acht Perlen. An der Vorder-

Abb. 7.

Holländischer Meister um 1500: Die heilige Familie.
<WalIraf-Ridiartz-Museum.>

seite der Prachtkrippe war ein Kristall angebracht, unter dem Reliquien von
den Kleidern der hl. Maria untergebracht waren. Die Figur der sitzenden
Gottesmutter konnte ausgewechselt werden mit einer knienden Figur, vor der
das Christuskind auf einem Kissen lag. „Und das alles war von lauterem Golde
und Edelgestein9". _______

K Über Krippen s. Hager, „Die Weihnachtskrippe". München 1902.
" Kronenburg a. a. 0., S. 635.
 
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