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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Seling, K.: Die Eröffnung des Osnabrücker Diözesanmuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0172

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Nr. 10/11 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. \35

aus Nienborg die einzelnen Gegenstände übersichtlich geordnet und katalogisiert.
Der kraftvollen Initiative unseres hoch würdigsten Herrn Bischofs Dr. Wil-
helm Berning verdankt das ganze Unternehmen eine derartige Förderung,
daß es am 28. August 1918 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden
konnte.

In der Michaelskapelle am Dom fand der Festakt zur Eröffnung
desDiözesanmuseums statt. Die Spitzen der kirchlichen, staatlichen und städtischen
Behörden, die Geistlichkeit, der Adel, Landräte, heimische und auswärtige
Museumsdirektoren, Leiter staatlicher und städtischer Bildungsanstalten, Vertreter
der Lehrerschaft, Vorstände wissenschaftlicher Vereine sowie eine große Anzahl
anderer kunsthebender Persönlichkeiten waren zu dem Weiheakt versammelt.
Der D o m c h o r schuf durch seine schwungvoll und exakt vorgetragenen Ge-
sänge zu der bedeutsamen Feier den stimmungsvollen Rahmen. In seinen Be-
grüßungs- und Einführungsworten gab der Domdechant Müller einen
kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte unseres Diözesanmuseums.
Dann ergriff unser hochwürdigster Herr Bischof das Wort, um nach der
Bekundung herzlichen Dankes gegenüber allen, die am Zustandekommen des
Diözesanmuseums mitgewirkt hatten, in kraftvoller und eindringlicher Weise
unsere heilige Verpflichtung zu betonen, den deutschen Idealismus christlichen
Charakters auch in unserer schweren und düsteren Zeit, ja jetzt erst recht, hoch-
zuhalten und diesen Idealismus auch in der christlichen Kunst zu pflegen; nach-
dem er sodann die Eigenart der christlichen Kunst nach Inhalt, Ziel und Aufgabe
lichtvoll dargestellt hatte, verbreitete er sich des näheren über die Bedeutung
unseres Diözesanmuseums: „Pietät und Dankbarkeit gegen die kirchliche Kunst
vergangener Tage fordern von uns, daß wir ihre Werke auch heute noch achten
und vor dem Verfall bewahren. Wegen der Eigenart der kirchlichen Kunst
empfiehlt es sich, sie nicht in allgemeinen Museen unterzubringen, weil sie
dort unter der Fülle und Mannigfaltigkeit der gesammelten Gegenstände ver-
schwindet, sondern sie womöglich in Verbindung mit kirchlichen Gebäuden ge-
sondert aufzustellen. Darum hat auch unser Diözesanmuseum seine Existenz-
berechtigung neben anderen Museen unserer Stadt. Es tritt nicht in Gegensatz
zu ihnen, sondern bildet eine wertvolle Ergänzung. Es soll ausschließlich der
kirchlichen Kunst dienen, und zwar soll es erstens eine Heimstätte sein
für so manche Kunstwerke, die früher in den Kirchen einen Ehrenplatz hatten,
dann aber neueren, oft gewiß nicht besseren Werken Platz machen mußten und
nun verlassen auf dem Dachboden der Kirche oder des Pfarrhauses einem un-
rühmlichen Verfall entgegentrauern. Hier im Museum sollen diese Schätze
unserer Vorfahren würdige Aufnahme und Aufstellung finden und Zeugnis geben
von dem Kunststreben vergangener Zeiten, das zwar nicht immer Vollkommenes
erreichte, aber doch dem Volke manche Anregung und Erbauung bot. Vor allem
soll die kirchliche Kunst, die im Gebiete der Diözese Osnabrück heimisch war,
berücksichtigt werden

Dadurch wird das Diözesanmuseum zweitens zu einer Ruhmesstätte
unserer Heimat. Freilich haben keine weltberühmten Kunstschulen hier geblüht,
andere Schulen, wie die niederländische, rheinische, westfälische haben ihren Ein-
fluß hierher ausgeübt. Auch besaßen unsere Vorfahren nicht die Reichtümer,
um solche Kunstwerke zu schaffen, wie sie die Rheinlande aufzuweisen haben.
 
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