Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
170

Die Abenteuer c

Ellen an, wellte „Augen wie Biergläser" und einen furcht-
baren Zepf bemerkt haben, und war entschieden dafür, daß
es in einen großen Sack gekleidet gewesen, während die Frau
sich auf eine bestimmte Größe gar nicht einließ, vom Costüm
aber bestimmt behauptete, daß es eine preußische Pickelhaube
anfgehabt, sonst mit einem Hemd bekleidet gewesen, an den
Füßen Bärlatschen mit Sporen getragen und sie grimmig durch
eine große Schneiderscheere angeguckt habe, worauf der Jäger in
sein Glas „Unsinn" murmelte. Die Magd blieb ihrerseits dabei,
daß das Ding wie ein nasses Handtuch ausgesehen hätte.

Man kam nun auf den Schneider zu sprechen und hier
hörte das Gespenst sich als Menschen nur loben und den
Hausherrn fein hartes Verlangen nach Pränumerandozahlung
tief bedauern.

So kam Mitternacht heran und als cs Zwölfe schlug,
stieß die ganze Gesellschaft auf ein glückliches Neujahr an
und leerte ihre Gläser.

Neujahr war aber dem Gespenst, als es noch Schneider
war, immer ein schrecklicher Zeitpunkt gewesen, weil dann
der ZiuS bezahlt werden sollte. Dieser Qual war er jetzt
wenigstens enthoben. Er wohnte zwar nicht, er hatte Jedoch
auch keinen Zins zu bezahlen. DaS War wenigstens ein Vor-
theil, den die Gespenster genießen.

Die Gesellschaft ging auseinander., Die Frau legte sich
in'S Bett, während der Jäger seine großen Stiefeln auszog
und sich auf das Sopha streckte. Die Magd legte sich aus
ihren Strohsack, warf sich aber unruhig umher, weil ihr der
Punsch etwas in den Kopf gekommen war. Durch dieses
Umherwcrfen kam nun das Gespenst in eine neue Klemme,
denn die harten Strohhalme stachen es allenthalben, und in
dem Bestreben, sich dazwischen zurechtzulegen, verwickelte es
sich endlich dermaßen darin, daß es ein förmliches Geflecht
von Stroh und Gespenst gab.

Die ungcmüthliche Lage preßte ihm einige Seufzer aus,
und da es alle Kraft anwandte, um aus dem Stroh zu
kommen, so bemerkte die Magd bald, „daß cö im Strohsack
nicht richtig sei."

„Es wird eine Maus drin sein," sagte die Frau und
zündete die Lampe an.

„Eine Maus?" schrie die Magd und sprang auf, denn
sie fürchtete sich sehr vor Mäusen.

„Die werden wir gleich haben," sagte der Jäger und
kam mit dem Stiefelknecht herbei.

Die Frau war indeß mit der Lampe näher getreten und
i sagte, den Strohsack betrachtend: „Ja was ist denn das?
j Da steckt ja die Waschleine drin! — Das glaube ich, daß
I Du da schlecht liegst." Hiebei erfaßte sie das Ende eines
heraushängenden Strickes und zog ihn nach sich.

Ich habe schon erwähnt, daß der Strick, den das Ge-
spenst um den Hals trug, das einzige Consistcnte an ihm
war. Dieser Strick hatte zwar die Eigenschaft sich überall
mit durch- und zufammenzüzwängen, er blieb jedoch immer
noch faßbar und wenn er so dünn wie eine Spinnwebe ward.
Er war das Einzige, was ihm vom Leben noch anhing.

in es Gespenstes.

Dieser unglückselige Strick war also außen geblieben,
als der Schatten in den Strohsack kroch. Da er nun der
Frau keinen Widerstand entgegen setzen konnte, so zog ihn

diese auf eine jämmerliche Art durch das Stroh und endlich
aus dem Sack heraus, wo der Jäger mit dem Stiefelknecht
auf ihn lauerte und er wie ein nasses Hemd, welches man
aus einem Fluß zieht, zum Vorschein kam.

Die Frau mußte auch etwas Aehnliches vermuthen, denn
sie sah ihn erstaunt an und leuchtete mit der Lampe näher.

Als sie jedoch erkannte, was sie herausgezogen, warf
sie die Lampe unter den Ofen, sprang wie wahnsinnig in
ihr Bett, kroch unter die Decke und schrie darunter, wie in
einem Keller, um Hilfe. Die Magd schrie mit und der Jäger,
welcher seinen Stiefelknecht nach dem Schatten geschleudert
hatte, fluchte in der Angst fürchterlich,

Das Gespenst hatte vielleicht von Allen die/meiste Angst
und fuhr wie wahnsinnig in der Stube umher, um einen
Ausgang zu finden. Das Schlüsselloch fand es in der Ver-
zweiflung nicht und da es beim Umherfahren den unseligen
Strick nachschlcpptc, so warf es damit Tassen und Gläser
herunter, und der Lärm ward immer größer. Endlich fand
es am Boden etwas, wie eine Art Ofenrohr und suchte
darin Sicherheit.

Der arme Schneider war im Leben ein Pechvogel ge-
wesen, deshalb war es auch sein Schatten. Er hatte unglück-
licher Weise den einen Jagdstiesel des Jägers ,;u seinem
Zufluchtsort gewählt unb zwar im selben Augenblick, wo ihn
dieser erfaßte, um ihn anzuziehen, denn der Spuk wurde ihm
zu arg.

War nun im Stiefel Platz für zwei Paar wollene
Strümpfe, so hätte auch wohl das Gespenst noch Raum ge-
funden, wenn nur der verwünschte Strick nicht gewesen wäre.
Der Jäger fühlte diesen nicht sobald im Stiefel, als er auch
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Abenteuer eines Gespenstes"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinhardt, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Magd <Motiv>
Schrecken <Motiv>
Stroh <Motiv>
Sack
Bett <Motiv>
Kerze <Motiv>
Nacht <Motiv>
Jäger <Motiv>
Karikatur
Seil
Gespenst
Zimmer <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 41.1864, Nr. 1012, S. 170

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen