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Die Abenteuer

j gehört dem Dach! Das merkt Euch," eutgegnete das Ge-
spenst höhnisch und setzte sich dabei hart neben die grobe
i Wetterfahne.

Dies sollte ihm jedoch bald schlecht bekommen, denn
I die Fahne, welche vor innerer Wuth zitterte, ersah die Ge-
legenheit, welche ihr eben eine kleine abweichende Windrichtung
bot, und drehte sich plötzlich mit einem schrillen Schrei herum,
wobei sie das Gespenst so vor den Kopf schlug, daß die ganze
Jahreszahl auf der Stirn abgedrückt ward und es rücklings

eines Gespenstes. 179 S

dieselben. Auch hier war der leidige Strick sein Verderben.
Ohne diesen wäre er wie ein Kork hindnrchgeschwommen, so !
aber verwickelte sich der Strick in ein Mühlrad und das !

Gespenst wurde etwa eine Stunde lang mit hernmgedreht, !
was in einer kalten Winternacht gewiß kein Spaß ist.

Endlich gelang es ihm sich loszumachen und es kroch, in der !
jämmerlichsten Verfassung und sehr ergrimmt, aus dem Wasser.

„Ich wollte, daß »rich gleich auf der Stelle der Teufel
holte," fluchte es, als es frierend und klitschnaß auf der.
j Brücke saß. „Ja wirklich," fuhr es aufgebracht fort, „wenn
er mich holte, so könnte ich mich wenigstens in der Hölle
trocknen, während ich hier bald ein Eiszapfen sein werde."

Die Kälte zwang es jedoch einen geschützten Platz j

anfzusnchen. Indem es deshalb an den Häusern hinhnschte, !
kam es an einer Gaslaterne vorbei und faßte eine Idee. — I
Es kroch nämlich in die Laterne und wärmte sich dort an
der Flamme, wobei es zugleich trocken ward.

Aber auch hier sollte der Arme keine Ruhe finden,

] denn ein vorbeigehender Polizeibeamter entdeckte ihn nach '

I kurzer Zeit.

Jeder andere Mensch wäre nun vielleicht voller Schrecken
davon gelaufen. Die Polizei fürchtet sich aber nicht vor
j Gespenstern, sondern registrirt dieselben unter Vagabunden
! und obdachloses Gesindel ein, weshalb der Beamte das Ge-
> spenst ohne weiteres arretirte und fortschleppte.

vom Dach und in den unten vorbeifließenden Mühlgraben
flog, lieber welchen gelungenen Streich man vom Dach herab
noch einige Hohnqnicker hörte.

Unglücklicher Weise war der Unglücksschatten gerade vor
den Mühlrädern in's Wasser gefallen und kam nun unter

Es wäre dem Gespenst ein Leichtes gewesen zu ent- j
wischen. Es hatte aber vom Leben her noch einen so großen !
Respekt vor Allem was Polizei hieß, daß es sich ruhig fort-
führen und im Stockhause einsperren ließ. — Hier saß eS
ungestört in einer warmen Zelle und wurde, da es nichts
aß, vollständig vergessen, bis cs im Sommer ein Gefangener
entdeckte und deshalb einen Mordlärm machte.

Ter Beamte, welcher es arretirt hatte, erinnerte sich
jetzt seiner und es ward nun verhört.

Der Aktuar schüttelte ungläubig mit dem Kopfe, als er
die Erzählung der Abenteuer anhörte, und hatte Bedenken,
ein Protokoll darüber anfznnehmen. Er erklärte dem Ge-
spenst jedoch, daß ihm das Spuken durchaus nicht gestattet
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Abenteuer eines Gespenstes"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinhardt, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Wetterfahne
Polizeibeamter
Fluss <Motiv>
Haus <Motiv>
Mond <Motiv>
Sturz <Motiv>
Nacht <Motiv>
Mühlrad <Motiv>
Karikatur
Seil
Gespenst
Festnahme <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 41.1864, Nr. 1013, S. 179

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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