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Die bei

ie|t an mit unserer Freundschaft aus ist, das; er meine Rache
Itiiudlich zu gewärtigen hat; ich werde ihm noch Vieles sagen;
aber er darf nicht glauben, daß mich das um die Mahlzeit
bringt. Essen werde ich vorher doch bei ihm!"

Er hackte Hut und Stock und stieg unter halblautem Selbst-
gespräch die Treppe hinab. —

Indessen sich dieß Alles beim Gerichtsadvocatcn zutrug,
ging es beim Privatier Hecht nicht weniger lebhaft zu. Dieser
iag noch iu sanftem Schlummer, als plötzlich stark mit der
Hausglocke geschellt wurde.

„Schock Schwerenoth!" dachte Hecht, „wer kann es um
diese nachtschlafende Zeit so wichtig haben?" Er sprang aus
den Federn und sah aus dem Fenster.

„Wer ist unten?"

„Ich bin bestellt zum Herrn Hecht!" scholl cs herauf.

„Daß ich nicht wüßte! Was wollen Sie?"

„Sie suchen einen Bedienten?"

Hecht hatte in seinem Leben noch keine Magd, vielweniger
einen Bedienten gesucht. „Sie sind nicht recht bei Trost!"
schrie er hinunter, „das ist eine Unverschämtheit, die Leute aus
dem Schlafe zu schellen!"

„Aber ich bin herbestcllt!" replicirte der Ruhestörer, „ich
habe mich in der Zeitung ausschreibcn lassen und Sic haben
ein Offert geschickt mit der Bemerkung, Sie seien nur von
fünf bis sechs Uhr Morgens zu sprechen."

„Scheren Sie sich zum Geier!" rief Hecht wuthentbrannt.
»Glauben Sie, ich lasse mich von Ihnen uzen?"

Klirrend schlug er das Fenster zu, ohne auf die weiteren
Worte des Untenstehenden zu hören. Er wollte sich brummend
wieder in die Federn legen, als abermals an der Glocke gerissen
wurde. „Vermaledeite Bedientenseele! Du kannst läuten so
äst Du willst!" knurrte der Privatier und legte sich nieder.
Aber das Läuten wollte nicht enden; in immer kürzeren Zwischen-
räumen wurde die Glocke gezogen; auch schien cs dem Lauschenden,
als ob auf der Straße geschimpft würde. Als der Störenfried
gar nicht Ruhe geben wollte, riß ihm die Geduld. Er faßte
die Wassercaraffe, öffnete das Fenster und goß den Inhalt
hinab. Auf dieses Sturzbad folgte unten ein Höllenlärm,
stimmen schrieen wirr durcheinander: „Das ist infam! Wo ist
die Polizei?" Solche Rufe drangen aus dem Tönegcwirr an

Hechts Ohr. Plötzlich wurde cs ruhiger und einige Minuten
darauf wurde an die Hausthüre geschlagen, wobei eine Stimme
Aef: „Im Namen des Gesetzes, öffnen Sic!"

Hecht erblickte unten einen Schutzmann und sah sich ver-
anlaßt, dessen Aufforderung nachzukommen. Dieser stieg mit
einigen Personen die Treppe herauf. Als ihm Hecht die
Wohnungsthüre geöffnet, sagte der Diener der Gerechtigkeit:
»Sie haben diese Leute bestellt und lassen Sie jetzt nicht nur
nicht ein, sondern begießen sie überdieß noch mit Wasser!"

„Ich habe den Teufel bestellt!" kreischte Hecht.

„Alle haben es schriftlich!"

„Ja, wir haben cs schriftlich!" wiederholte der Chor.

„Sie haben mir geschrieben, daß Sic eine Gouvernante
brauchen, aber nur zwischen fünf und sechs Uhr Morgens zu

en Ajax.

sprechen seien. Ich werde auf Schadenersatz im Betrag von
fünfzehn Thalern für meinen begossenen neuen Hut antragen,"
schluchzte ein mageres Fräulein.

„Sie brauchen einen Koch, haben Sie geschrieben!"

„Einen Bedienten!"

„Sie leihen Geld zu drei Procent!"

„Das ginge mir ab!" sagte der hart Bedrängte, dem cs
bei der Erwähnung von Schadenersatz grün vor den Augen
geworden. „Wer hat etwas Schriftliches?"

„Wir Alle!" gab der Koch zur Antwort und zeigte ein
Billet her.

Hecht ivolltc seinen Augen nicht trauen, als er las:
„No. 292. Auf Ihre Annonce hin theile ich Ihnen
mit, daß ich einen Koch suche mit dem Bemerken, daß ich
nur von 5 bis 6 Uhr Morgens zu sprechen bin.

Privatier Hecht, Annastraße 9."

Sprachlos las Hecht dieses Billet, als eine weibliche
Stimme unter der Thüre rief: „Wohnt hier Herr Hecht?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die beiden Ujax"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Harburger, Edmund
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Nachricht
Polizeibeamter
Fenster <Motiv>
Offene Stelle
Streich <Scherz>
Wut <Motiv>
Gespräch
Straße <Motiv>
Karikatur
Menschenmenge <Motiv>
Hektik <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 65.1876, Nr. 1620, S. 43

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