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Die reiche Frau.

Der Vater spricht: „Laß' ab von ihr,

Sie ist ein armes, junges Blut!" —

„Ach!" seufzt der Sohn, „ich Hab' sie lieb,

Und schau', sie ist so fromm und gut!" —

„Was fromm, was gut! Das baut kein Haus!
Sie findet einen andern Mann!

Mußt Du der Narr denn g'rade sein?

Du gehst noch heut zur reichen Ann'."

Er geht zur Ann', die Ann' sagt: „Ja!"

Ihr ist der schmucke Bursche recht.

Er Hat nicht viel; auch das ist gut!

So bleibt er lebenslang ihr Knecht.

Die Liebe kommt zum Hochzcitsfest
In ihrem schlichten reinen Kleid,

Doch spöttisch schaut die reiche Braut
Hernieder aus die arme Maid.

Der Bursch' nun gar, der wird ganz wild.

Als sie ihm schüchtern reicht die Hand,

Und stößt sie weg. — Da weint die Lieb'

Und hat sich traurig abgcwandt.

Und als die Hochzeit nun vorbei,

Spricht Fried' und Eintracht ein im Haus,
Doch da die Lieb' sie nicht empfängt,

Geh'n sie sehr bald verstört hinaus.

Und als ein Jahr vergangen war,

Der Reichthum sacht sein Bündel schnürt.

Er weilt nicht lang an einem Ort,

Wo Fried' und Eintracht nicht regiert.

Der Alte kraut sich hinterm Ohr,

Der Sohn mit bleichen Lippen lacht,

Die Frau verwünscht das Bettclpack.

Da — klopft die Armuth an bei Nacht.

Der Hausherr öffnet just die Thür,

Ihm ist so weh von all dem Zank,

Da schleicht sie sacht an ihm vorbei
Und setzt sich auf die Ofenbank.

Er sieht sie nicht und geht davon;

Und weil man's doch zu gar nichts bringt,

Und weil der Wein des Wirthes gut,

Setzt er sich hin und trinkt und trinkt.

Der Alte aber seufzt und seufzt
Und seufzt sich endlich in sein Grab.

Die Ann' schied sich von: Trunkenbold
Und alle Welt ihr Recht d'rin gab.

Und manches Jahr ging nun vorbei.

Da irrt ein Greis von Ort zu Ort
Und spricht um milde Gaben an.

Doch überall weist man ihn fort.

Die Zeit ist schwer, der Winter hart,

Und er war einst ein reicher Mann.

„'s war' Sünd'!" Er hat sein Gut verpraßt!
— So klopft am letzten Haus er an.

Es ist kein großes, reiches Haus,

Uyd doch, — bekommt er hier kein Brod,
Dann! dann! — Er blickt zum Himmel ans,
Dann endet eben diese Noth.

Da öffnet eine kleine Hand,

Ein Kind fragt: „Was ist Dein Begehr?" —
„Ein Stückchen Brod!" — „So komm' herein,
Es ist so kalt und schneit so sehr.

Du frierst gewiß? Komm', komm' nur, Mann,
Großmütterchen ist lieb und gut!"

Der Arme bleibt verlegen steh'n
Und schaut aus seinen schäb'gen Hut.

„Laß' nur!" spricht er, „ich bin durchnäßt, —
Und hier bei Euch ist's gar so rein."

Da tritt ein altes Mütterchen
Ins liebe, traute Stübchen ein.

Sie schaut ihn an und zittert sehr;

Und er, auch er hat sie erkannt,

Beschämt greift er nach seinem Stock —

Da faßt sie liebreich seine Hand. —
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die reiche Frau"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Steub, Fritz
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Bauernstube
Sohn <Motiv>
Eheschließung
Liebe
Gespräch <Motiv>
Armut
Entscheidung
Karikatur
Kreuz
Reichtum
Vater <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 65.1876, Nr. 1637, S. 182

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