Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wagner, Heinrich
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Büdingen — Darmstadt: Bergstraesser, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18791#0154

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GEIS-NIDDA

lo9

Dauernheim gehörig bezeichnet ist, deren Patronat unzweifelhaft dem Kloster Fulda
zustehe. Später wird sie als Pfarrkirche (ecclesia ftaroclüalis per se) und mit einem
Pleban besetzt in den Synodal-Registern des Archidiakonats S. Maria zu den Greden
in Mainz aufgeführt. *) Der letzte katholische Geistliche zu Geis-Nidda war Peter
Thor, der nach Einführung der Reformation in Hessen 1527 nach Hirzenhain
(s. u.) übersiedelte.

Die Kirche zu Geis-Nidda ist eine Basilika mit Turm und einschiffigem Chor
und lässt drei Bauperioden unterscheiden. Der älteste Teil derselben ist der aus
der Hauptaxe des Grundrisses gerückte Westturm (Fig. 65a u. 66), dessen Erbauung-
fälschlich ins 11. Jahrhundert gesetzt wurde,**) in Wirklichkeit aber frühestens gegen
Ende des 12. und zum Teil
erst zu Anfang des 13.
Jahrhunderts stattgefunden
haben kann. Denn die ge-
kuppelten, von einem Halb-
kreisbogen überspannten
Fenster mit Mittelsäulchen,
die im untern Turmgeschoss
rundbogig, im oberen klee-
blattförmig eingewölbt sind,
haben die Formbildung der
spät-romanischen und der
Ubergangszeit in die Gotik.

Der zweiten Bauperiode,
um die Mitte des 13. Jahr-
hunderls, gehört der Basili-
kalbau an. Er besteht aus
Mittelschiff und zwei Seiten-
schiffen, die westlich durch
ein Paar viereckige Pfeiler,
östlich durch ein Paar
Rundpfeiler, beide mit je
vier Säulchen versehen, in drei Joche geteilt sind. Scheidebogen und Gurtbogen
der Seitenschiffe sind unprofiliert, kantig, die Gewölbe derselben noch rippenlos.
Nur die Gewölbe der Mittelschiffe, deren Diagonal- und-Gurtbogen - Rippen das
gleiche Birnstab-Profil haben, sind später, vielleicht um die Wende des 13. ins 14.
Jahrhundert eingezogen worden. Fig. 65 stellt den Querschnitt, Fig. 65a den Grund-
riss, Fig. 66 den Längenschnitt, Fig. 67 eine perspektivische Ansicht des nördlichen
Seitenschiffs und Fig. 6g, S. 143, einen der Kämpferknäufe vor, die im übrigen meist
als Knospenkapitelle gestaltet sind, und zum Teil noch den spät-romanischen Charakter

*) Würdtwein, Dioec. Mog. III, S. 95.
**) Moller, Denkm. d. Deutschen Bank-, fortgesetzt von Gladbach III, S. 4, wo auch für die anderen Haupt-
teile der Kirche von Geis-Nidda eine zu frühe Erbauungszeit angegeben ist. Die hierzu gehörigen Tafeln XVI u. XVII
sind für die Herstellung obiger Fig. 65 u. 66 berichtigt und benutzt worden.
 
Annotationen