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Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0065

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Gliederungsverschiebung; nominaler Charakter

53

X Y gehört hatte", sdm.n gr.t X Y „nachdem X Y ja gehört hatte". Diese Spren-
gung des mutmaßlichen ursprünglichen direkten „Genitivs" (z. B. n--\ „für ihn"
o. ä.), ist vergleichbar mit der Sprengung des direkten „Genitivs" in historischer
Zeit durch zwischengeschobenes pw; z. B. dmg pw jbi.w ntr „Er ist ein Zwerg der
Gottestänze"139. Auffällig ist dann aber, daß — unter der oben bevorzugten Erklä-
rung der Bildungselemente als Substantive/Präpositionen — die Verbindung Ver-
balstamm + Bildungselement nicht gesprengt werden kann, obwohl hier ent-
weder — wenn die Bildungselemente Substantive sind — in prähistorischer Zeit
ebenfalls ein direkter „Genitiv" anzusetzen ist oder aber — wenn die Bildungs-
elemente Präpositionen sind — eine syntaktische Relation, die die Unauflöslichkeit
nicht begründen kann (Relation Subjekt — Prädikat in einem Adverbialen Nomi-
nalsatz).

Aus diesem Sachverhalt ergibt sich, daß die prähistorischen Bildungselemente
in prähistorischer Zeit zu Affixen des Verbalstamms uminterpretiert worden sein
müssen, falls sie dies nicht — was oben Abschnitt 5.2.3 als ungünstige Lösung be-
zeichnet wurde — von Anfang an waren. Die Uminterpretation ist eine Gliede-
rungsverschiebung unter gleichzeitiger Entklammerung (Synthese):
*(sdm + {jn + X}) > *(\sdm + jn} + X) > (sdm.jn + X).

5.2.5 Der nominale Charakter der Sätze mit Suffixkonjugation

Die Ableitung der Suffixkonjugation aus Nomina actionis bedeutet, daß die
Verbalstämme der Suffixkonjugation zur Zeit ihrer Entstehung entweder der
Nukleus eines Nominalkomplexes oder das Erstnomen eines Nominalsatzes sein
mußten:

1. Bei bildungselementlosen Verbalformen und bei einem Ansatz der Bildungs-
elemente als Substantive liegt der Nukleus eines Nominalkomplexes vor, z.B.:

sdm--f „er hört" < *sdm--f „sein Hören";

sdm.jn--f „da hörte er" < '''sdm jn-f „das Hören seiner Betätigungskraft".

2. Bei einem Ansatz der Bildungselemente als Präpositionen liegt ein Adver-
bialer Nominalsatz vor, z. B.:

sdm.n--f „er hörte" < ''■■sdm n--f „Hören (ist) ihm".

Beide Fälle lassen sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen, wenn man an-
nimmt, daß der Satz aus Fall 2 als Satznomen verwendet wird; z. B.:

sdm.n--f „(Die Tatsache), daß er hörte" < ■■'sdm n--f „Hören (ist) ihm"
(durch Nominalisierung des Satzes ''sdm n-f), eine Konstruktionsweise, die aus dem
historischen Altägyptisch zu belegen ist, z. B. sdm--f pw „Daß er hört, ist das".

Gleichviel, ob die verschiedenen „Tempora" alle als Syntagmen des Typs 1
entstanden sind oder ob sekundär — wenn überhaupt Verbalformen nach Typ 2
entstanden sind — Formen des Typs 2 durch die genannte Nominalisierung in
solche des Typs 1 umfunktioniert wurden: es läßt sich nachweisen, daß sämtliche

139 Edel, AäG, § 322.
 
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