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Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0071

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Das Verbaladjektiv sdm.tj-fj

59

Leitet man die Form sdm.ty-fj aus einem Nominalen Nominalsatz ab (sdm.tjsj
< '''sdm.tj sj <C **sdm.tt sj „sie ist die Hörende/die zum Hören Bestimmte"), so ist
die Genusinvariabilität des Stammes in Analogie zur Konstruktion nfr sw mit
genusinvariablem Partizip zu erklären155. Da aber im Rahmen derNomen-actionis-
Theorie die Ableitung der Verbalformen aus Nominalkomplexen die einfachere
ist und dort vorgezogen wird, soll hier eine Alternativlösung angegeben werden,
die die Ableitung des sdm.tj-.fj aus einem Nominalen Nominalsatz vermeidet:

Es gibt einen — worauf W. Westendorf hinwies156 — Nominalbildungstyp
sdm.wj'fj „einer mit zwei sdm", der in Dämonennamen o. ä. belegt ist:
hr.wj-jj „der mit zwei Gesichtern"157;
'j.wj-fj „der mit zwei Armen"158;
bi.wj-jj „der mit zwei Ba's"159;
di.wj>fj(i) „der mit zwei di's" (?)159a.
Ein entsprechendes Femininum könnte vorliegen bzw., falls die Belege nicht so
aufzufassen sind, hypothetisch angesetzt werden als:
hr.wj-sj „die (f. sg.) mit zwei Gesichtern"15913.
Analog sollten Plurale und Duale z. B. heißen:
'''hr.wj-sn „die (pl.) mit zwei Gesichtern";
!l'hr.wj--snj „die (du.) mit zwei Gesichtern".
sdm.tj in sdm.tj-fj wäre demnach ein Dual zu einem Nomen actionis sdm.t „das
Hören", also „die beiden Zuhörungen", mit Personalsuffix in der nach dem Dual
gebräuchlichen Form: sdm.tj--fj „der mit den beiden Zuhörungen", d. h. „der der
auf jeden Fall hört".

Da der Nominalbildungstyp der Dämonennamen sonst nicht bekannt zu sein
scheint, muß man sich zumindest vorläufig auf die vorgeschlagene Analogie be-
schränken; sollte der Nominalbildungstyp nicht auf Duale beschränkt sein, so lie-
ßen sich für sdm.tj-fj auch Erklärungen mit anderer nominaler Komponente finden.

5.2.9 Bewertung der hypothetischen Rekonstruktion als systematischer
Theorie

Die in den Abschnitten 5.2.1, 5.2.3 — 5.2.5 entwickelte hypothetische Rekon-
struktion ist eine systematische Theorie der Entstehung der altägyptischen Suffix-
konjugation. Als systematische Theorie steht sie auf gleichem Fuß mit den anderen

155 Westendorf, Passiv, 133-7.

156 Mitteilung im Seminar im Zusammenhang der Erklärung von CT IV, 276—7, a.

157 Amduat, 2. Stunde, Nr. 138; 180.

158 Amduat, 2. Stunde, Nr. 180.

159 CT IV, 276-7, a; VI, 323, a.
i5oa CT V, 53, g.

158b Amduat, 1. Stunde, Nr. 117; Livre de la nuit, 44. Beide Belege unsicher, da Dual
von hr weder explizit geschrieben noch durch Darstellung des (im Livre de la nuit zudem
maskulinen) Dämons erwiesen; vgl. Hornung, Amduat, II, 32.
 
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