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Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0068

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56

Nomen-actionis-Theorie

Die Konstruktion Präposition + sdm-f zeigt, daß mrj*f und mrr-f in Konkur-
renz stehen. Die Wahl der einen oder anderen Form dürfte mit der Bedeutung des
zugrundeliegenden Nomen actionis mrj bzw. mrr zusammenhängen. Mit dieser
Bedeutung muß ebenso zusammenhängen, daß mrr-f die „emphatische" Funktion
erhielt, mr)--f dagegen nicht. Z. B. könnte man annehmen, daß mrj-f lediglich be-
deutet „die Tatsache, daß er liebt", mrr-f dagegen spezifischer „die Art und Weise/
der Umstand, wie er liebt", daß also bereits im Nomen actionis mrr die Art und
Weise einer Handlung angelegt ist, die dann im betonten adverbialen Satzteil näher
spezifiert wird; z. B.

prr--f m pr m htht „die Art und Weise, wie er das Haus verläßt, ist: rück-
wärts";

mrr--f jrr--f „die Art und Weise, wie er will, bedeutet: die Art und Weise, wie
er tut" > „will er, so tut er"149.

Die schematisch abgeleitete Form sdm.nt)--} [sdm.n--f mit Standard-Passiv-Ele-
ment tj) ist redundant, weil dafür das unabgeleitete sdm.w--f-~Pa.ssiv zur Verfügung
steht. sdm.nt)--f ist dadurch für neue Funktionen frei.

Dadurch, daß mrr-f auf Grund seiner (lexikalischen) Bedeutung semantisch be-
sonders geeignet ist für die „emphatische" Konstruktion und deshalb hier besonders
häufig erscheint, wird die „emphatische" Bedeutung der Konstruktion auf die Form
übertragen, sdm.ntj-f wäre als redundante Form, nachdem bei mrr--f eine Morpho-
logisierung der „Emphase" begann, in dieses neue System hineingezogen worden.
Es handelte sich also bei diesen beiden „emphatischen" Formen um allererste An-
sätze zur Ausbildung einer vollständigen Serie von „emphatischen" „Tempora" der
Suffixkonjugation, die dann aber durch andere Tendenzen im Verbalsystem (Zu-
rückdrängung der Suffixkonjugation) nie zu voller Ausbildung gediehen.

Das Ergebnis der Überlegungen läßt sich so zusammenfassen:

1. Der Ausbau eines „Tempus"-Systems der „emphatischen" Formen ist im
Alten und Mittleren Reich erst in Ansätzen vorhanden. Er kommt durch andere
Faktoren in der Sprachentwicklung (Abbau der Suffixkonjugation) nie zum Ziel.

2. Die Ansätze zu einem „Tempus"-System der „emphatischen" Formen gehen
über mrr-f l).]r--f in das nach-neuägyptische Sprachsystem ein und führen dort erst
zu einem konsequenten Ausbau.

3. Es besteht keine Notwendigkeit, für die Sprache des Alten und Mittleren
Reiches spezielle „emphatische" Formen wie sdm.n-f und sdm.w-f anzusetzen.

4. Die „emphatischen" Formen des Alten und Mittleren Reiches, soweit sie
überhaupt noch anzusetzen sind, sind gewöhnliche „Tempora" der Suffixkonjuga-
tion.

5.2.7 Exkurs: Die Relativformen

Zwischen den „Tempora" der Suffixkonjugation und den Relativformen besteht,
wie oben Abschnitt 3.3.3 dargestellt, ein gewisser Zusammenhang: vor allem ge-

140 Vgl. Gardiner, Besprechung Polotsky, 99; Cenival, mrr.f.
 
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