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Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0066

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54

Nomen-actionis-Theorie

„Tempora" der Suffixkonjugation im historischen Ägyptisch vom Typ 1 sind,
d. h. Nukleus eines Nominalkomplexes. Es wurde dies bereits oben in Abschnitt
4.2.2 ansatzweise gezeigt. Es soll auch hier nicht weiter ausgeführt werden, da
F. Junge in einer in Vorbereitung befindlichen Untersuchung im einzelnen den
Nachweis führen wird, daß der nominale Charakter der Suffixkonjugation noch
in der „klassischen" Literatursprache voll und ganz erhalten ist. Statt dessen wird
der Sachverhalt am Beispiel der „emphatischen" Formen, deren Genese sich im
Rahmen der Nomen-actionis-Theorie ohne Schwierigkeiten erklären läßt, exem-
plifiziert.

5.2.6 Die „emphatische" Konstruktion und die Entstehung der „emphati-
schen" Formen

Die „emphatischen" Formen sind, wie der Entdecker ihrer Funktion, H. J. Po-
lotsky, feststellte, nominale Verbalformen140. Er nannte sie in seiner ersten Ab-
handlung zu diesem Thema „abstrakte Relativformen", da sie im Gegensatz zu
echten oder „konkreten" Relativformen, als deren Entsprechung er sie ansah, genus-
invariabel sind. Der Ansatz der „emphatischen" Formen als Relativformen ist vor
dem Hintergrund der Gardinerschen Passiv-Theorie zu verstehen, die nach-
zuweisen suchte, daß die Reihe der Relativformen einem Kern an „Tempora" der
Suffixkonjugation parallel läuft, eine Konstruktion, die oben Abschnitt 3.3.3 u. a.
wegen einer Unstimmigkeit bei der Einordnung der „emphatischen" Formen in der
ursprünglichen Form abgelehnt wurde.

Die „emphatischen" Formen lassen sich nun aber im Rahmen der Nomen-actio-
nis-Theorie ganz im Sinne H. J. Polotskys verstehen: als Nomina actionis, die
die Erstnomenstelle eines Adverbialen Nominalsatzes einnehmen, dessen Prädikat
der „betonte abverbiale Satzteil" ist; z. B.

prr-f m pr „daß er herausgeht, ist aus dem Haus" < „sein-Herausgehen ist
aus-dem-Haus".

Es läßt sich feststellen, daß in einem Satz mit „emphatischer" Form, der mehr
als eine adverbiale Bestimmung enthält, in der Regel die letzte die betonte ist.
Diese Formulierung ist konsistent mit der Feststellung F. Junges, daß bei gleich-
zeitigem Vorkommen „fester" und „freier" adverbieller Bestimmungen eine „freie"
die betonte ist141; die „freien" adverbiellen Bestimmungen stehen nämlich in der
Regel nach den „festen". Z. B.

{prr--f m pr) m dwt.w „daß er aus dem Haus geht, ist am Morgen".

Lediglich die Präposition n + Suffix (und ähnliches) wird, wie auch sonst, nach
vorn gezogen, z. B.

rdj.n-j n-k 'nh < *{rdj.n--j 'nh} n-k „daß ich Leben gebe, ist dir".

Vgl. Sätze vom Typ sdm--f pw sn*f < :''{sdm-f sn--f) pw „das heißt: er hört
seinen Bruder", in denen pw in einen Satz eingeschoben wird. Es handelt sich hier

Polotsky, Etudes, 90 f.

Junge, Adverbielle Bestimmung.
 
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