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Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0044

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32

Theorien zur innerägyptischen Entstehung

3.3.4 Die Möglichkeit einer Erneuerung der Aktiv-Passiv-Theorie

A. Erman, der bis in die dritte Auflage seiner Ägyptischen Grammatik84 die
Ansicht vertrat, das sdm--f sei aus einem aktiven Partizip entstanden — was im
Rahmen der oben in Abschnitt 3.3.1 dargestellten Aktiv-Passiv-Theorie zu sehen
ist —, gab in der vierten Auflage unter leisem Vorbehalt der nunmehr vorherrschen-
den, von A. H. Gardiner vor allem propagierten Passiv-Theorie nach, wie er auch
in anderen Fragen in dieser letzten Auflage seine vom gesunden Menschenverstand
geleiteten älteren Ansichten zugunsten der Ansichten kenntnisreicher, allzu kennt-
nisreicher Philologen opferte.

Der einzige, der danach noch versuchte, die Aktiv-Passiv-Theorie zu entwickeln,
war F. Lexa85. Sein Ansatz besticht durch eine sehr regelmäßige Kerngruppe von
„unveränderlichen Partizipien", d. h. Verbalformen der Suffixkonjugation (der
Versuch F. Lexas, auch sdmm--}-Vormen in die Kerngruppe einzubauen, bleibt un-
berücksichtigt):



Aktiv

Passiv

-(w.)0

sdm(--f)

sdm.w(-f)

-( w.)n

sdm.n(-f)

sdm.w.n(-f)

-(w.)t

sdm.t('f)

sdm.w.t(=f)

-( w.)tn

sdm.tn(--f)

sdm.w.tn('-f)

Es lohnt sich in unserem Zusammenhang nicht, F. Lexas Ansätzen im einzelnen
nachzugehen und seine Erklärungen der verschiedenen Verbalformen, die nicht oder
nicht ohne weiteres erkennbar in seiner Tabelle enthalten sind, zu diskutieren. Denn
leider sind seine philologischen Begründungen seiner Ansichten weithin unhaltbar.
Hervorzuheben ist, daß von den acht Formen der Tabelle nach heutiger Kenntnis
nur vier in historischer Zeit belegbar sind, nämlich die ersten drei in der Aktiv-
Spalte und die erste in der Passiv-Spalte. Der Versuch, auch die anderen Formen
zu belegen, mündete in Fehlinterpretationen zahlreicher Textstellen und führte zu-
letzt zu dem verzweifelten Ausweg, die fehlenden Belege in — nach der Communis
opinio verkürzten — Personennamen zu suchen. Unzweifelhaft ist F. Lexas Ansatz
als Kern einer Theorie akzeptierbar, wenn man auf diese unzutreffenden Inter-
pretationen verzichtet, die im übrigen auch entbehrlich sind, weil ja im Prinzip
die im theoretischen Ansatz postulierten Formen innerhalb der Theorie wieder
getilgt werden können, und damit als Ergebnis nur die tatsächlich belegten Formen
übrigbleiben.

Die Kritik ist mit F. Lexa nicht immer korrekt verfahren. A. H. Gardiner krei-
det ihm beispielsweise an, es sei keine Erklärung der w-Form, einfach zu sagen, es

84 Erman, ÄG3, § 277.

85 Lexa, Origine: Lexa, Remarques Gardiner; Lexa, Participes indeclinables; Lexa,
Developpement, 243—8; Lexa, Developpement prehistorique, 403—5; Lexa, Beiträge Perso-
nennamen.
 
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