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Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0085

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Verb und Verbalnomen

73

It is to be noted that converbs (gerunds) take possessive Suffixes in Mongolian
and Tungus. . ..

The Altaic languages do not have indicative forms of the Indo-European
type. The indicative forms, the tenses, are verbal nouns in origin, namely
verbal nouns in predicative position, i. e., verbal nouns with personal endings,
namely, possessive Suffixes or predicative Suffixes .. ,181.
Die ständigen Anklänge dieser Beschreibung an die in der Nomen-actionis-
Theorie rekonstruierten Verhältnisse braucht man nicht im einzelnen aufzuzählen.
Ähnliches wurde zumindest in Teilbereichen des Finnougrischen festgestellt182 und
für die umstrittene ural-altaische Sprachgruppe behauptet183.

Dies ist auch, was schon F. Müller für das Altägyptische mit dem mißverständ-
lichen Hinweis auf den Charakter der Personalelemente der altägyptischen Suffix-
konjugation als Possessivpronomina behauptete (vgl. oben Abschnitt 3.4)184. Was
oben Verbalnomina genannt wurde, heißt bei ihm Nomen-Verbum, weil solche
Verben „formell Nomina und der Bedeutung nach Verba" sind185.

Die Geschichte der altägyptischen Suffixkonjugation ist wesentlich auch die
Geschichte der Grammatikalisierung lexikalischer Bedeutungsklassen, der Ausdif-
ferenzierung der Wortart Verb aus der Wortart Nomen.

Inwieweit diese Rekonstruktion für das Hamitosemitische insgesamt gilt,
namentlich für denjenigen Bereich des Hamitosemitischen, in dem die Präfixkonju-
gation ausgebildet wurde, muß als Frage offenbleiben.

5.5.4 Exkurs: Altägyptisch, Hamitosemitisch und Indogermanisch

Die hypothetischen prähistorischen Verhältnisse des Hamitosemitischen, die sich
aus der Nomen-actionis-Theorie ergeben, liefern einige Gesichtspunkte zur Beur-
teilung des Verhältnisses des Hamitosemitischen zum Indogermanischen. Es kann
hier natürlich nicht auf das Problem der hamitosemitisch-indogermanischen Sprach-
verwandtschaft in seiner ganzen Komplexität eingegangen werden; als Hintergrund
der folgenden Bemerkungen ist eine Arbeit zum altägyptischen und indogermani-
schen Medium/Perfekt anzugeben186.

Über die Erfolgsaussichten eines Vergleichs des Hamitosemitischen und des
Indogermanischen kann man verschiedener Meinung sein. Immerhin gilt, daß
erstens die meisten bekannten Sprachkreise sich typologisch ferner stehen als gerade
das Hamitosemitische und das Indogermanische, so daß hier noch relativ gute
Erfolgschancen bestehen, und das zweitens niemals bewiesen werden kann, daß

181 Poppe, Introduction, 195 f. (§ 7.64), vgl. auch Ramstedt, Einführung, 82 f.; 85 f.

182 Decsy, Einführung, 158; 192.

183 Collinder, Comparative Grammar, 243; 308.

184 Müller, Grundriß, I 1, 124, A. *.

«5 Müller, Grundriß, I 1, 123, vgl. 124-6.
186 Schenkel, Pseudopartizip.
 
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