Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
0. Vorwort

Die vorliegende Arbeit stellt einen Versuch dar, unzusammenhängende Beob-
achtungen am altägyptischen Verbalsystem in einen systematischen Zusammenhang
zu bringen und die Konsequenzen zu ziehen, die die altägyptischen Befunde für
die Rekonstruktion des hamitosemitischen Verbalsystems haben.

Ihre Entstehung verdankt die Arbeit dem zufälligen Zusammentreffen mehrerer
Umstände. Die wichtigsten Anstöße kamen von drei Seiten:

1. Die Analyse eines der jüngsten Versuche zur Erklärung der Entstehung der
altägyptischen Suffixkonjugation, desjenigen von G. Janssens, führte bei der Über-
prüfung des leidigen Problems des sogenannten prothetischen j- zu Distributionen,
die die Entstehung der Suffixkonjugation aus Nomina actionis vermuten ließen.

2. Die Eliminierung des vielumstrittenen narrativen sdm.t-f aus der alt-
ägyptischen Grammatik und die Subsumierung seiner Belege unter den Infinitiv
zeigte einmal mehr, daß das Altägyptische vielfach dort nominale Konstruktionen
verwendet, wo die geläufigen indogermanischen Sprachen Verba finita zeigen.

3. Die radikale Schlußfolgerung einer Erklärung der gesamten altägyptischen
Suffixkonjugation aus Nomina actionis wäre mir trotz einer Reihe bedeutender
Ansatzpunkte in der ägyptologischen Literatur, besonders in den Arbeiten von
H. J. Polotsky zur nominalen Natur der „emphatischen" Formen, die in diese
Richtung weisen könnten, kaum ganz so leicht gefallen, wenn ich nicht Kenntnis
gehabt hätte von wesentlichen Aspekten der Theorie des mittelägyptischen Ver-
bums, die F. Junge entworfen hat und in der er, konsequenter als seine Vorgänger,
die nominale Funktion eines wesentlichen Teils der Verbalformen der Suffixkon-
jugation im Sprachgebrauch der „klassischen" mittelägyptischen Literatur nach-
weist, bei dem man bisher mit einer verbalen Erklärung auszukommen glaubte.

Das prothetische ;- und das narrative sdm.uf als ursprüngliche Ausgangspunkte
kommen zwar noch relativ häufig zur Sprache, sie können allerdings nicht als ent-
scheidende Beweisstücke angesehen werden; die Schlußfolgerungen würden sich
selbst durch eine vollständige Falsifizierung aller damit zusammenhängenden Be-
hauptungen praktisch nicht ändern.

Der Kern der hier vorgelegten Theorie der Entstehung der altägyptischen Suf-
fixkonjugation aus Nomina actionis wurde in einer kurzen Zeit erzwungener Muße
entworfen. Der weitere Rahmen für Anstoß und Ausarbeitung aber war die an-
regende Atmosphäre des Göttinger ägyptologischen Seminars, besonders fortwäh-
rende Diskussionen mit F. Junge.

J. Osing verdanke ich interessante Vorausinformationen über seine Entdeckung
der Natur der altägyptischen Relativformen, was für die Falsifizierung eines Teils
 
Annotationen