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Zeitschrift für christliche Kunst — 27.1914

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Creutz, Max: Das Kreuz der Grafen von Isenburg
DOI Artikel:
Endres, Joseph Anton: Zwei "Armenseelen"-Darstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4362#0176

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Nr. 10.___________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST._________157

Thal so tief und eng ist, daß man Alles, was in dasselbige kommt, zerschmettern
kann und der Zugang zum Schloß beschwerlich wird, Mannschaft im Thal sich
weder ausbreiten noch halten kann, so ist daraus abzunehmen, daß selbiges in den
Zeiten des Faustrechtes, eines der festesten Schlösser gewesen, wie mann dann
auch nichts davon finden kann, daß selbiges jemahlen belagert oder eingenommen
worden." Heute liegt das Schloß dennoch in Trümmern. Nur das Kreuz hat trotz
seines vielbegehrten und vergänglichen Materiales die Bildnisse und Namen der
Isenburger erhalten, ein Beweis, wie die kirchliche Tradition auch die leichtbeweg-
lichen Kunstdenkmäler früherer Zeiten sicher verwahrt und bis heute herüber
gerettet hat. M. Creutz.

ZWEI „ARMENSEELEN"-
DARSTELLUNGEN.

Mit Abbildung.

Im Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst (2. Halbband 1909 S. 143 ff.)
gibt Ph. M. Halm die erste Anregung zu einem neuen kunstgeschichtlichen
Thema: Der Armenseelenkultus und die Kunst. Der Anlaß dazu lag für ihn
in dem Erwerb eines merkwürdigen Holzreliefs durch das Bayerische National-
museum im Jahre 1909. Ein ähnliches Werk befindet sich im Besitz des Benedik-
tinerklosters Scheyern. Beiden Bildwerken läßt Halm im Zusammenhang mit
einer Gruppe verwandter Darstellungen eine überaus lehrreiche Würdigung an-
gedeihen. Namentlich stellt er ausreichendes Material zur ikonographischen Deutung
der beiden bisher kaum beachteten Holzskulpturen bereit. Wenn ich nochmals
kurz auf sie zurückkomme, so geschieht es einmal zu dem Zwecke, um auf eine
frühere schriftliche Fixierung der dargestellten Legende, als Halm sie kannte, auf-
merksam zu machen. Sodann soll nicht verhehlt werden, daß mir, abweichend von
Halm, eine einheitliche Deutung der beiden Reliefs trotz kleiner Variationen in der
Darstellung am meisten Wahrscheinlichkeit zu haben scheint.

Das Münchener Relief zeigt als architektonischen Hintergrund von links nach
rechts zunächst ein schräg gestelltes Beinhaus, in dem die Totenschädel sichtbar
sind. Daran schließt sich in der Mitte eine Kirchenwand, die an einem Turm rechts
ihren Abschluß findet. Vor dem Karner kniet ein Mann in betender Haltung. Ihm
zur Seite wenden sich drei Totengestalten in drohender Stellung gegen drei von
rechts her andringende Reiter, von denen der vorderste sich bereits zur Flucht an-
schickt und mit seinem Pferde stürzt. Den Toten fehlen die Waffen und teilweise
auch die Hände. Halm schließt aus der energischen Wendung des Oberkörpers,
daß sie mit ihrer Bewaffnung, vielleicht Sensen, zum mächtigen Hiebe gegen die
Reiter ausholen. Das Bild setzt der gewiegte Kenner altbayerischer Skulptur nach
Stil und Kostümen in die Zeit von 1520—1530.

Das Schnitzwerk von Scheyern ist seitlich von zierlichen Frührenaissance-
säulchen eingefaßt. „Wie dort sehen wir auch hier die örtlichkeit als Friedhof
charakterisiert durch ein von Bäumen überschattetes Beinhaus, das sich an einen
etwas phantastischen, im Sinne Altdorfers aufgeführten Kirchenbau anlehnt."
Vor dem Beinhaus kniet betend ein Ritter. Sein Pferd ist an einen Baum gebunden.
Aus dem Grunde vor der Kirche erheben sich mehrere Totengerippe, in Leichen-
 
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