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EINE ILLUSTRATION ZU THEOGNIS
logischen Gesellschaft ausgestellt, gehört zu den Schätzen der
Keramik, welche die Gräber von Tanagra seit Jahren zu
spenden nicht aufgehört haben, trägt aber, wenn ich mich
nicht täusche, den Stempel einer attischen Werkstatt an sich.
Das Bild selbst ist wie ein Ausschnitt aus einem grösseren Ge-
mälde. Den bärtigen Mann, der da ausgestreckt auf einer
Kline liegt, den Unterkörper in ein gesticktes Gewand gehüllt,
den Rücken gegen ein Kissen gestützt, hat man sich bei ei-
nem Gastmahl gelagert zu denken. Die Genossen fehlen
und selbst Tisch und Trinkgeräth haben in dem Rundbild
keinen Platz gefunden; aber der Epheukranz, den der Gela-
gerte am Kopfe trägt, und der über ihm an der Wand aufge-
hängte Korb genügen zur Andeutung der Scenerie. Die Mahl-
zeit ist beendigt, die Spende dargebracht, der Paean verklun-
gen; das Symposion hat begonnen. Der im Bild allein darge-
stellte Mann trägt wie der zurückgelegte Kopf, der geöffnete
Mund und die beigeschriebenen Worte erkennen lassen, ein
Lied vor1. Für die Flötenspielerin bot das Rund der Schale
keinen Raum; der Sänger begleitet sich selbst mit dem Kro-
talon, das er in der linken Hand hält2. Die rückläufig beige-
schriebenen Worte bilden den Anfang eines Hexameters, die
Fortsetzung und der zugehörige Pentameter stehen beiTlieogn.
1365. 1366:
Ώ παίδων κάλλιστε και ίριεροεστατε πάντων,
στηθ’ αύτοΰ καί ρ/.ου παΰρ’ έπάκουσον επη.
Es ist ein kleines in sich abgeschlossenes Gedicht, ein ritor-
1 Dass der Mann singt ist an sich klar und bedarf keines Beweises, doch
wird es interessiren das in der El. ceramogr. II 16 mitgetheilte Bild zu ver-
gleichen, welches einen in Gegenwart eines Preisrichters singenden und
spielenden Kitharöden darstellt.
2 Castagnetten kommen auf Vasenbildern in der Regel in den Händen von
Tänzern und Tänzerinnen und daher als Attribut der Mänaden, Satyrn und
Komasten vor, aber vgl. das von Kekuld in der Arch. Zeit. 1873 Taf. 9 S.95
veröffentlichte Bild des Malers Euthymides: zwei mit dem Rücken gegen-
einander gelagerte Jünglinge, von denen der eine die Doppelilöte bläst, der
andere in beiden Händen Krotalen hält.
EINE ILLUSTRATION ZU THEOGNIS
logischen Gesellschaft ausgestellt, gehört zu den Schätzen der
Keramik, welche die Gräber von Tanagra seit Jahren zu
spenden nicht aufgehört haben, trägt aber, wenn ich mich
nicht täusche, den Stempel einer attischen Werkstatt an sich.
Das Bild selbst ist wie ein Ausschnitt aus einem grösseren Ge-
mälde. Den bärtigen Mann, der da ausgestreckt auf einer
Kline liegt, den Unterkörper in ein gesticktes Gewand gehüllt,
den Rücken gegen ein Kissen gestützt, hat man sich bei ei-
nem Gastmahl gelagert zu denken. Die Genossen fehlen
und selbst Tisch und Trinkgeräth haben in dem Rundbild
keinen Platz gefunden; aber der Epheukranz, den der Gela-
gerte am Kopfe trägt, und der über ihm an der Wand aufge-
hängte Korb genügen zur Andeutung der Scenerie. Die Mahl-
zeit ist beendigt, die Spende dargebracht, der Paean verklun-
gen; das Symposion hat begonnen. Der im Bild allein darge-
stellte Mann trägt wie der zurückgelegte Kopf, der geöffnete
Mund und die beigeschriebenen Worte erkennen lassen, ein
Lied vor1. Für die Flötenspielerin bot das Rund der Schale
keinen Raum; der Sänger begleitet sich selbst mit dem Kro-
talon, das er in der linken Hand hält2. Die rückläufig beige-
schriebenen Worte bilden den Anfang eines Hexameters, die
Fortsetzung und der zugehörige Pentameter stehen beiTlieogn.
1365. 1366:
Ώ παίδων κάλλιστε και ίριεροεστατε πάντων,
στηθ’ αύτοΰ καί ρ/.ου παΰρ’ έπάκουσον επη.
Es ist ein kleines in sich abgeschlossenes Gedicht, ein ritor-
1 Dass der Mann singt ist an sich klar und bedarf keines Beweises, doch
wird es interessiren das in der El. ceramogr. II 16 mitgetheilte Bild zu ver-
gleichen, welches einen in Gegenwart eines Preisrichters singenden und
spielenden Kitharöden darstellt.
2 Castagnetten kommen auf Vasenbildern in der Regel in den Händen von
Tänzern und Tänzerinnen und daher als Attribut der Mänaden, Satyrn und
Komasten vor, aber vgl. das von Kekuld in der Arch. Zeit. 1873 Taf. 9 S.95
veröffentlichte Bild des Malers Euthymides: zwei mit dem Rücken gegen-
einander gelagerte Jünglinge, von denen der eine die Doppelilöte bläst, der
andere in beiden Händen Krotalen hält.