Der altattische Krobylos.
II. Kallimachos und Pasiteles.
(Hierzu Tafel IX und X.)
Im vorigen Jahrgang dieser Mittheilungen habe ich mich
darauf beschränkt aus den datirbaren griechischen Denk-
mälern die Dauer und Verbreitung jener eigentümlichen
Haartracht festzustellen, welche in einer vermuthlich auf Di-
dymos zurückführenden Glosse zu Thukydides klar und aus-
führlich als der altattische Krobylos beschrieben wird. Aus
der schriftlichen Ueberlieferung und den Bildwerken, die
sich gegenseitig erläutern, glaube ich erwiesen zu haben, dass
der künstlich geordnete, über der Stirn befestigte Doppelzopf
in Verbindung mit den dünnen, zierlich gefältelten Linnen-
chitonen um die Wende des 6. Jahrhunderts etwa die gemein-
same und auszeichnende Tracht der Ionier gewesen ist, die
sich in Attika bis in die dreissiger Jahre des 5. Jahrhunderts
in Gebrauch erhielt, dann aber so völlig in Vergessenheit ge-
rieth, dass sich nachmals über dieses Kennzeichen des Alta-
theners die widersprechendsten Vorstellungen gebildet ha-
ben. Gewinnen wir aus dieser Bestimmung einen festen An-
satz für die grosse Menge der übrigen, meist in Kopien römi-
scher Zeit erhaltenen Krobylosdenkmäler, so sind wir nun
auch im Stande eine Gruppe derselben näher zu prüfen, de-
ren formelle Eigenheiten die verschiedensten Deutungen ver-
anlasst haben. Ich meine die Gruppe der Werke, die dem sog.
Omphalosapoll in Athen stilistisch verwandt sind.
Aus deutlichen Anklängen an die Formen archaischer Kunst
neben einer fast realistischen, übertrieben feinen Durchbil-
dung des Einzelnen hat man einerseits auf eklektische Schöp-
fungen geschlossen, während andere ebenso bestimmt die
II. Kallimachos und Pasiteles.
(Hierzu Tafel IX und X.)
Im vorigen Jahrgang dieser Mittheilungen habe ich mich
darauf beschränkt aus den datirbaren griechischen Denk-
mälern die Dauer und Verbreitung jener eigentümlichen
Haartracht festzustellen, welche in einer vermuthlich auf Di-
dymos zurückführenden Glosse zu Thukydides klar und aus-
führlich als der altattische Krobylos beschrieben wird. Aus
der schriftlichen Ueberlieferung und den Bildwerken, die
sich gegenseitig erläutern, glaube ich erwiesen zu haben, dass
der künstlich geordnete, über der Stirn befestigte Doppelzopf
in Verbindung mit den dünnen, zierlich gefältelten Linnen-
chitonen um die Wende des 6. Jahrhunderts etwa die gemein-
same und auszeichnende Tracht der Ionier gewesen ist, die
sich in Attika bis in die dreissiger Jahre des 5. Jahrhunderts
in Gebrauch erhielt, dann aber so völlig in Vergessenheit ge-
rieth, dass sich nachmals über dieses Kennzeichen des Alta-
theners die widersprechendsten Vorstellungen gebildet ha-
ben. Gewinnen wir aus dieser Bestimmung einen festen An-
satz für die grosse Menge der übrigen, meist in Kopien römi-
scher Zeit erhaltenen Krobylosdenkmäler, so sind wir nun
auch im Stande eine Gruppe derselben näher zu prüfen, de-
ren formelle Eigenheiten die verschiedensten Deutungen ver-
anlasst haben. Ich meine die Gruppe der Werke, die dem sog.
Omphalosapoll in Athen stilistisch verwandt sind.
Aus deutlichen Anklängen an die Formen archaischer Kunst
neben einer fast realistischen, übertrieben feinen Durchbil-
dung des Einzelnen hat man einerseits auf eklektische Schöp-
fungen geschlossen, während andere ebenso bestimmt die