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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 9.1884

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Köhler, Ulrich: Praxiteles der ältere
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https://doi.org/10.11588/diglit.42072#0091

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PRAXITELES DER AELTERE

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dert aufgestellt sein. Folglich könne sie nicht von dem be-
rühmten Praxiteles herrühren.
Wer unter und mit den Monumenten lebt, muss an dem
Ort der Inschrift grossen Anstoss nehmen. Der Meister, wel-
cher dem vollendeten Werke seinen Namen beifügt, thut dies
nicht im Interesse des Publicums sondern um seine Ur-
heberschaft, sein geistiges Eigentumsrecht zu bekunden.Da-
her hat die Künstlerinschrift ihre naturgemässe Stelle am
Werke selbst,mag sie nun an der Figur oder an der zugehörigen
Basis oder Stütze angebracht sein. Wenn heutzutage in einer
italienischen Kirche ein Altarbild entdeckt würde, dem an der
Wand nebenan der Namenszug des Raphael beigeschrieben
wäre, so würde schwerlich Jemand diese Inschrift als Beweis
für die Authentizität des Werkes gelten lassen. Etwas anders
ist es, wenn ein Museumsvorstand, um dem Publicum zu die-
nen, die ausgestellten Werke mit den Namen der Künstler
versieht.Wilhelm Klein hat, um zu erklären dass die Inschrift
der Praxitelesgruppe nicht am Werke selbst angebracht ge-
wesen sei, bemerkt, dass das bei Cultusbildern ein alter
Brauch gewesen sei, den erst Phidias durchbrochen zu haben
scheine. Ich will die Möglichkeit nicht bestreiten, dass man
es in älterer Zeit vermieden habe an hochheiligen Cultbildern
den Künstlernamen anzubringen, obwohl soviel ich sehe der
Beweis dafür dass dem so gewesen sei nicht erbracht werden
kann; aber abgesehen von der Frage ob wir berechtigt sind
die Gruppe des Praxiteles zu den Cultbildern zu rechnen,
hat man sich in der Zeit des peloponnesischen Krieges, in
welche der ältere Künstler fallen würde, wie der Zeus von
Olympia lehrt an eine solche Sitte nicht mehr gebunden; und
selbst wenn man in Athen sich länger an eine strengere Ob-
servanz gehalten hätte, würde die Künstlerinschrift an der
Wand eine seltsame und anstössige Erscheinung sein.
Der Schl uss die Gruppe des Praxiteles müsse älter sein als
das vierte Jahrhundert, weil die Inschrift im attischen Al-
phabet geschrieben war, geht von einer unrichtigen Prämisse
aus. Es steht notorisch fest, dass man in Athen in hadriani-
 
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