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MITTHEILUNGEN AUS THESSALIEN
ansteigen. Letzteres ist durch die Anlage in ansteigendem Ter-
rain, wie Hügelabhängen, bedingt; die Länge des Dromos
richtet sich in der Regel nach dem Neigungswinkel des Ab-
hangs. Bei der in Rede stehenden pharsalischen Anlage wird
keine dieser beiden wesentlichen Bedingungen erfüllt. Der
Bau hat allerdings aus sich verengenden Ringen (ursprüng-
lich etwa 10) aufgebaute Rundwände, aber die Wölbung die-
ser ist sehr gering und nach oben hin fehlt sicher nur sehr
wenig, sodass die Form die eines abgestumpften Kegels ge-
wesen sein muss und nie die einer “ bienenkorbähnlichen ”
Anlage gewesen sein kann. Zweitens ist durch die erwähnte
Aufräumung vollkommen sicher gestellt, dass nicht etwa der
untere Theil der Rundwände irgendwo durch ein Stomion
unterbrochen war; auch ist auf der Einsattlung kein Platz für
einen Dromos und noch weniger sind Spuren eines solchen
vorhanden. Um jeden Zweifel über die praktische Verwen-
dung der Anlage zu zerstreuen, ist glücklicherweise auf dem
östlich anstossenden, steil abgesenkten Felsabhang die ausge-
meisselte Rinne sichtbar, durch welche das Regenwasser der
östlichen Burgkuppe hineingeleitet wurde. Die Anlage war
also eine Cisterne von einer allerdings etwas eigentümlichen
Form.
Nach diesen Bemerkungen, die hoffentlich ausreichen wer-
den, den pharsalischen Bau von jetzt an von den Untersu-
chungen über die Verbreitung der mykenischen Epoche aus-
zuschliessen, wende ich mich zu den beiden Ruinenstätten,
durch welche Thessalien wieder in dieselben eingeführt wird.
Es müsste ja auch auffallend erscheinen wenn Thessalien, die
“ völkerreiche Wiege der Hellenen”, die Stätte der ältesten
hellenischen Cultur, die Heimat so zahlreicher glänzender
Ritter-und Fürstengeschlechter und insbesondere die Umge-
bung der einzigen thessalischen Hafenbucht, von der nach
AnsichL der Griechen unter Führung der Minyer das erste
Schiff ms offene Meer hinaussteuerte, keine solche Ruinen-
stätte aufzuweisen hätte, deren kleinere Kunstprodukte aufs
Deutlichste auf regen Seeverkehr der ältesten Zeit hinweisen.
MITTHEILUNGEN AUS THESSALIEN
ansteigen. Letzteres ist durch die Anlage in ansteigendem Ter-
rain, wie Hügelabhängen, bedingt; die Länge des Dromos
richtet sich in der Regel nach dem Neigungswinkel des Ab-
hangs. Bei der in Rede stehenden pharsalischen Anlage wird
keine dieser beiden wesentlichen Bedingungen erfüllt. Der
Bau hat allerdings aus sich verengenden Ringen (ursprüng-
lich etwa 10) aufgebaute Rundwände, aber die Wölbung die-
ser ist sehr gering und nach oben hin fehlt sicher nur sehr
wenig, sodass die Form die eines abgestumpften Kegels ge-
wesen sein muss und nie die einer “ bienenkorbähnlichen ”
Anlage gewesen sein kann. Zweitens ist durch die erwähnte
Aufräumung vollkommen sicher gestellt, dass nicht etwa der
untere Theil der Rundwände irgendwo durch ein Stomion
unterbrochen war; auch ist auf der Einsattlung kein Platz für
einen Dromos und noch weniger sind Spuren eines solchen
vorhanden. Um jeden Zweifel über die praktische Verwen-
dung der Anlage zu zerstreuen, ist glücklicherweise auf dem
östlich anstossenden, steil abgesenkten Felsabhang die ausge-
meisselte Rinne sichtbar, durch welche das Regenwasser der
östlichen Burgkuppe hineingeleitet wurde. Die Anlage war
also eine Cisterne von einer allerdings etwas eigentümlichen
Form.
Nach diesen Bemerkungen, die hoffentlich ausreichen wer-
den, den pharsalischen Bau von jetzt an von den Untersu-
chungen über die Verbreitung der mykenischen Epoche aus-
zuschliessen, wende ich mich zu den beiden Ruinenstätten,
durch welche Thessalien wieder in dieselben eingeführt wird.
Es müsste ja auch auffallend erscheinen wenn Thessalien, die
“ völkerreiche Wiege der Hellenen”, die Stätte der ältesten
hellenischen Cultur, die Heimat so zahlreicher glänzender
Ritter-und Fürstengeschlechter und insbesondere die Umge-
bung der einzigen thessalischen Hafenbucht, von der nach
AnsichL der Griechen unter Führung der Minyer das erste
Schiff ms offene Meer hinaussteuerte, keine solche Ruinen-
stätte aufzuweisen hätte, deren kleinere Kunstprodukte aufs
Deutlichste auf regen Seeverkehr der ältesten Zeit hinweisen.