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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 9.1884

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Köhler, Ulrich: Die Genossenschaft der Dionysiasten in Piraeus
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https://doi.org/10.11588/diglit.42072#0316

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298 DIE GENOSSENSCHAFT DER DIONYSIASTEN IN PIRAEUS
Wir gewinnen somit durch die Aufdeckung in Piraeus den
Grundplan zwar nicht eines Genossenschaftslocales, aber eines
stattlichen Eupatridenhauses aus dem dritten oder zweiten
Jahrhundert. Das Haus des Dionysios, auf der Höhe des Isth-
mos, der die Buchten Zea und Piraeus trennt, an dem Kreu-
zungspunkt zweier Strassen gelegen, wird zu den hervorra-
genderen Privatgebäuden der Hafenstadt gehört haben.
Ich füge hier noch ein Wort hinzu in Betreff der dem Dio-
nysios von der Genossenschaft nach seinem Tode decretirten
Ehren (III Z. 46—48): φροντΐσαι δε τους όργεώνας, όπως άφη-
ρωσθεΐ Δι[ο]νύσιος και ά[ν]ατεθεΈ εν τω ίερω παρά, τον θεόν, όπου
κα[ί] ό πατήρ αύτου. Es ist dies das erste Beispiel einer Zuer-
kennung heroischer Ehren in den attischen Inschriften. Na-
türlich war es nicht das einzige. Dem Phrurarchen Diogenes
z. B., welchem nach seinem Tode die Epheben an dem nach
ihm benannten Feste in seinem τέμενος ein Stieropfer dar-
brachten, müssen vom Staate heroische Ehren decretirt wor-
den sein. Man wird sich ferner der von Privaten gestifteten
sog. anathematischen Todtenreliefs (“ Todtenmahle ”) erin-
nern, welche, wenigstens soweit Attika als Provenienz in Be-
tracht kommt, sämmtlich der späteren Zeit angehören. War
im zweiten Theil des Beschlusses der Orgeonen vielleicht ein
solches Relief gemeint? Verschiedene Gründe führen darauf,
dass die sepulcralen Anatheme nicht auf den Gräbern son-
dern in Heiligthümern aufgestellt waren; es wäre von Werth
hierfür ein schriftliches Zeugniss zu gewinnen. Indess liegt
für jene Annahme in den Worten des Decrets kein ausreichen-
der Anhalt vor. War aber ein Rundbildjbeabsichtigt, so wird
dieses nicht als ein Portrait nach dem Leben ausgeführt son-
dern eine jener bekannten Statuen gewesen sein, welche den
Verstorbenen als Heros mit den Attributen oder im Typus des
Hermes darstellten1.
ULRICH KOEHLER.

i Vgl. die Bemerkungen von Conze über diese Statuen in den Ber. der
Bert. Acad. 1884 S. 622 f.
 
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