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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 16.1891

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Heft 3
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Herrmann, Paul: Athletenkopf aus Perinthos
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https://doi.org/10.11588/diglit.37656#0330

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314

ATHLETENKOPF AUS PERINTHOS

Der Kopf stammt, wie die geschwollenen sog. Pankratia-
stenohren beweisen, von der Statue eines Athleten. Vom Hals
und seiner Muskulatur ist genug erhalten, um die ursprüng-
liche Haltung des Kopfes auf der Statue, zu welcher er ge-
hörte, zu bestimmen. Der linke Kopfnicker ist um ein gerin-
ges stärker angespannt als der rechte, der Kopf war also ein
wenig nach der rechten Seite gedreht, aber im übrigen gerade
aus gerichtet. Auf beiden Seiten ist ausserdem der Übergang
der Hals-in die Schulterlinie erhalten, der rechts höher sitzt
und mehr nach vorn geschoben ist als links. Die rechte Schul-
ter war also etwas gehoben und ein wenig nach vorn gewen-
det. Für die verlorene Statue ergiebt sich daraus, dass sie fest
auf dem linken Bein stand und das rechte leicht entlastet
hatte, also das bekannte strenge Standschema der Figuren aus
der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts.
Der Erhaltungszustand des Kopfes ist leider kein günstiger.
Die Nasenspitze und der hintere Teil der rechten Ohrmuschel
sind abgeschlagen, auch das linke Ohr und das Kinn be-
stossen. Leichtere Verletzungen finden sich an den Bändern
der Augenlider und auf der Stirn, wo eine schadhafte Stelle
im Marmor sich in Form einer Schramme vom linken Augen-
brauenbogen schräg nach oben zieht. Am schlimmsten hat
die linke Wange gelitten. Hier ist in Folge weitgehender Cor-
rosion, welche streifenförmig in den Marmor eingefressen hat,
die antike Epidermis fast ganz zerstört. Nur an wenigen Stel-
len sind einige kleine Flecken der ursprünglichen Oberfläche
stehen geblieben. Zu diesen durch die Unbill der Zeiten be-
wirkten Beschädigungen kommt endlich noch eine absicht-
liche Verletzung durch Menschenhand, welche das Aussehen
des Kopfes verändert hat. Das Haar fiel ursprünglich in einer
gleichmässig gerundeten Linie auf die Stirn herab und lief
hier gewiss, wie das verwandte Köpfe zeigen, in spitze Löck-
chen aus. Diese Lockenenden sind über dem mittleren Teil
der Stirn in ziemlich roher Weise weggemeisselt, so dass die
Haargrenze jetzt zwei gleichmässig und ununterbrochen fort-
laufende über der Nase in einem stumpfen Winkel zusam-
 
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